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Lesermeinung: „Die S-Bahn war für ihre Pünktlichkeit bekannt“

Zu: „S-Bahn führt Vorkriegs-Fahrplan ein. Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD): Verlässlichkeit geht vor / Züge fahren nur 60 Stundenkilometer“, 8.

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Zu: „S-Bahn führt Vorkriegs-Fahrplan ein. Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD): Verlässlichkeit geht vor / Züge fahren nur 60 Stundenkilometer“, 8.01. 2011

Wie sah denn im Sommer 1939 der Fahrplan der S-Bahn aus? Auf allen stark frequentierten Linien gab es einen Zehn-Minuten-Takt, auf dem Ring wurde die Zugfolge durch zusätzliche Züge verdichtet. Potsdam hatte einen Zehn-Minuten-Verkehr in die Berliner Innenstadt und weiter nach Erkner. Der Streckenabschnitt Potsdam -Wannsee war zweigleisig ausgebaut – nicht wie heute eingleisig.

Die S-Bahn war für ihre Pünktlichkeit bekannt. Der kommende Notfahrplan mit einem weitgehend 20-Minuten-Takt kann mit dem Vorkriegsfahrplan nicht mithalten. gemeinsam. Diese völlig inakzeptable Lage haben nicht nur S-Bahn und Deutsche Bahn zu verantworten, sondern in erheblichem Umfang auch der Hersteller der Fahrzeuge. Dieser Aspekt wird viel zu wenig beleuchtet. Produziert wird nach einem vom Auftraggeber (S-Bahn) erstellten Pflichtenheft / Lastenheft, das im Regelfall vorab mit dem Hersteller besprochen wird.

In dieser Unterlage sind die Forderungen an das Fahrzeug detailliert festgelegt. Offensichtlich hat die Produktionsfirma die Vorgaben nicht eingehalten. Wie ist es sonst zu erklären, dass Achsen ausgewechselt werden müssen, die zulässige Geschwindigkeit auf 60 km/h zu verringern ist und bei Schnee und Eis es vielfach zu Fahrzeugausfällen kommt. Die angeordnete häufigere technische Durchsicht der Züge ist ebenfalls ein Ausdruck für Versäumnisse des Herstellers, wartungsarme Fahrzeuge auszuliefern. Einzelne Unzulänglichkeiten bei der Wartung und Instandhaltung der Triebzüge durch die Werkstätten der S-Bahn sind nicht die Ursache für das jetzige Chaos. Die anlässlich der Olympiade 1936 in Berlin in Betrieb genommenen S-Bahn-Züge standen seinerzeit der Betriebsführung ohne besondere Probleme zur Verfügung!

Auch die Leitung der S-Bahn und der für die Infrastruktur (Gleisanlagen) zuständige Bereich der DB AG haben schwere Versäumnisse zu vertreten. Durch die Stellwerkszentralisation und veränderte Arbeitsabläufe sind viele Stationen unbesetzt. Personal für eine schnelle Weichenreinigung von Schnee und Eis stand offensichtlich nur unzureichend zur Verfügung.

Die jährliche Abführung von 500 Millionen Euro von der S-Bahn an den Bund ist nicht nachvollziehbar. Diese finanziellen Mittel müssten für eine Verbesserung des S-Bahn-Betriebes eingesetzt werden.

Dr.-Ing. Rolf Schünemann, Potsdam

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