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Lesermeinung: „Experten“ aus dem Westen als Meinungsführer

Heyes Woche: Potsdam – eine Geschichte 25.10.

Stand:

Heyes Woche: Potsdam – eine Geschichte 25.10. 2008

Es schreibt ein in der DDR sozialisierter Leser, der in Potsdam -Babelsberg in Sicherheit aufgewachsen ist, gelernt, gelebt und geliebt hat. Herr Heye, Sie wundern sich darüber, warum die deutsche Geschichte vor 150 Jahren besser erforscht und publiziert ist, als die nähere Vergangenheit der DDR. Gleichzeitig geben Sie in Ihrem Artikel die Antwort darauf. Für Leute wie Sie, sozialisiert im Westen, wie Sie schreiben, bestand der DDR-Alltag ausschließlich aus Stasi-Überwachung und Unterdrückung. Bürger, die diese Betrachtungsweise nicht mit ihren eigenen Erfahrungen in Übereinstimmung bringen können und dies auch laut sagen, geraten zumindest in ein Zwielicht. Vielleicht liegt es daran, dass sich so wenig zu Wort melden. Es ist offenbar nicht opportun,dem Mainstream in dieser Frage entgegen zu treten. Die Meinungsführerschaft bei der Beurteilung des Lebens der DDR-Bürger haben vorrangig „Experten“ aus dem Westen.

Vielleicht sollte man ein wenig objektiver, ideologiefreier an die Aufarbeitung der DDR-Geschichte herangehen, so dass ein Ergebnis nicht schon von vornherein feststeht und nur mit der Verurteilung des Lebenswerkes von Millionen Menschen sowie mit dem üblichen Siegesgeschrei der im Westen Sozialisierten endet.

Rainer Kral, Potsdam

„Die Zeit der Missionierung ist wieder einmal angebrochen“

Die PNN hat eine besondere Gabe, sich Sonntagsredner auszusuchen, erst Weimer und nun Heye, und alle versuchen, die undankbaren, etwas zurückgebliebenen und vergesslichen Potsdamer zu belehren. Darüber, wie sie in der DDR gelebt und gelitten haben. Die Zeit der Missionierung ist wieder einmal angebrochen. Welchen neuen Bekanntenkreis hat er denn, der ehemalige Redenschreiber von Willy Brandt und ehemaliger Regierungssprecher des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder? Hat er schon einmal mit den Leuten aus dem Schlaatz und Drewitz gesprochen? Oder sich mal zur Suppenküche in die Schopenhauerstraße verirrt? Dort könnte er andere Dinge aus der DDR erfahren, andere, als die ewig aufgewärmten „Stasigeschichten“, die wohl vor allem die Gutbetuchten aus den alten Bundesländern in der Berliner Vorstadt, im Babelsberger Villenviertel oder im Potsdamer Norden brennend interessieren und erschauern lassen. Er könnte beispielsweise erfahren, dass in der DDR jeder seine Miete selbst bezahlen konnte, die Preise der Grundnahrungsmittel stabil waren und niemand um seine Spareinlagen zittern musste. Die DDR und ihre Armee führten auch keine Kriege im Auslandseinsatz für deutsche Wirtschaft- und Großmachtinteressen und gefallene Soldaten gab es ebenfalls nicht. Das aber scheint den Autor und seinen Freundeskreis nicht im geringsten zu interessieren.

Vielleicht sollte man den Untertitel der PNN umändern in: „Zeitung von und für Neu-Potsdamer – das schreckliche Leben in der DDR“.

Dietmar Gerber, Schwielowsee

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