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Lesermeinung: Fern von Metropolis

Wohnungsbau auf Straßenbahntrasse – Filmpark präsentiert Baupläne, 20.9.

Stand:

Wohnungsbau auf Straßenbahntrasse – Filmpark präsentiert Baupläne, 20.9. 2008

Bei seinem ehrgeizigen Bauprogramm auf dem Filmpark-Gelände ist Friedhelm Schatz eine glücklichere Hand zu wünschen als bei der Metropolis-Halle. War diese in der Visualisierung noch in ein Mäntelchen fassadenhoher Kulissenmalerei gehüllt, zeigt sie sich nun in ungeschönter Brutalität: ein unproportionierter, fast fensterloser Klotz, an den beliebig Anlieferungstore, Blechdächer und Technikcontainer angepappt sind. Eine solche Ignoranz gegenüber der Gestaltung traut sich heute kein Unternehmer mehr, der eine Halle im Gewerbegebiet errichtet. Von „Corporate Identity“ scheint Herr Schatz noch nichts gehört zu haben. Schade nur, dass der negative Eindruck auf die gesamte Stadt zurückfällt. Was nützt die aufwändig rekonstruierte Schlosskulisse in der Potsdamer Mitte, wenn tausende Besucher zum Event in diesen Schuppen geführt werden? Kaum zu glauben, dass hier freiwillig die Film- und Fernsehwelt gastiert, wenn andernorts schon die attraktive Halle ein Erlebnis ist. Schade, hier wurde eine große Chance vertan, dem Filmpark und damit der Stadt Potsdam ein Stück identitätsstiftender Architektur zu schenken und zugleich mit einer Landmarke den östlichen Stadteingang zu formulieren. Dabei gibt es bereits in enger Nachbarschaft beste Beispiele: die alten Fabrikhallen der Orenstein & Koppel, allen voran der darbende Lokzirkus zeigen, dass reine Zweckbauten durchaus repräsentative Wirkung entfalten können. Ihrem klingenden Namen macht die Metropolis-Halle keine Ehre: das Hauptwerk Fritz Langs beeindruckt noch heute wegen seiner visionären Filmarchitektur.

Peter Neideck (Architekt), Potsdam

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