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Lesermeinung: Flugrouten: Von Standortfrage bis Wiederaufnahme des Verfahrens
Zur laufenden Debatte um die Flugrouten für den geplanten Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI)Belastung auf viele Standorte verteilen!Frau Künast schlägt vor, über die Bedeutung des BBI zu diskutieren – Recht hat sie!
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Zur laufenden Debatte um die Flugrouten für den geplanten Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI)
Belastung auf viele Standorte verteilen!
Frau Künast schlägt vor, über die Bedeutung des BBI zu diskutieren – Recht hat sie! Auch die Kleinmachnower Schleuse sollte zur Super-Schleuse ausgebaut werden. Doch die Prognosen liefen ins Leere und die Politiker haben ihren Irrtum eingesehen. Beim BBI mag es ebenso sein. Vielleicht überschätzen viele Herren den Standort, vielleicht wäre es besser, die ganze Flugbelastung auf mehrere Standorte in Deutschland zu verteilen und den Menschen mehr Ruhe zu gönnen. Lärmschutz muss vor Wirtschaftlichkeit gehen.
J. Affeldt, Kleinmachnow
Pfiffe für Platzeck als Stellvertreter
Seit 1999 habe ich mehrere Ordner mit Veröffentlichungen der Tagespresse zum Thema gefüllt. Über jede zu genehmigende „Frittenbude“ wurde gestritten – nur nicht über die Flugrouten. Auch ich habe Herrn Platzeck bei der Demo in Stahnsdorf ausgepfiffen. Die Pfiffe bekam er stellvertretend für die Väter des Projektes. Dazu gehören die Amtsvorgänger der jetzt Regierenden in Brandenburg und Berlin. Platzeck legte Vorschläge für den Standort des neuen Flughafens auf den Tisch. Schönefeld kam nicht auf die ersten Kandidatenplätze. Dies zu seiner Ehrenrettung.
Lothar Zscheile, Kleinmachnow
Wiederaufnahme des Verfahrens
In der Diskussion um die Flugrouten scheinen die staatlichen Protagonisten nervös zu werden. Wie anders lässt es sich erklären, dass ihre rhetorischen Bemühungen nicht mehr übereinstimmen? Laut Planfestellungsbeschluss sollten die abknickenden Flugrouten zwingend erforderlich sein. Die Flughafengesellschaft stellte kürzlich dar, dass das „15-Grad-Abknicken“ lediglich ein Ausnahmefall sei. Der Staatssekretär des Infrastrukturministeriums hingegen begründete die Nichtberücksichtigung abknickender Flugrouten einen Tag später damit, dass im Planfeststellungsbeschluss keine andere Variante als die der Geradeausstarts berücksichtigt werden konnten. Flughafengesellschaft und Ministerium gaben nun zu, dass die Notwendigkeit abknickender Flugrouten bekannt war. Egal, der Planfeststellungsbehörde musste klar sein, dass die Streuung der Lärmbetroffenheiten und damit auch die Zahl der von Fluglärm potentiell betroffenen Bürger größer sein musste. Denn aufgrund der fast 20 Kilometer langen Geradeausanflüge erweitert sich durch abknickende Abflugrouten das gesamte Gebiet der Lärmbetroffenheit. Damit lagen dem Bundesverwaltungsbericht aber Prognosen in wissentlich falscher Form vor. Das Bundesverwaltungsgericht hat in seinem Urteil von 2006 deutlich gemacht, dass sich der Planfeststellungsbeschluss „am Rande des rechtlich zulässigen“ bewege. Mein Vertrauensverlust in die Rechtsstaatlichkeit des Zulassungsverfahrens kann nur wieder hergestellt werden, wenn durch eine Wiederaufnahme des Verfahrens die Möglichkeit gegeben wird, die damalige Entscheidung auf der Basis der heute vorhandenen Erkenntnisse zu überprüfen.
Carsten Möller, Stahnsdorf
BBI wird ein „Hintertreppenflughafen“
BBI hätte nach Sperenberg gemusst. Aber in den 90er Jahren habe ich gegen „taube Ohren“ gepredigt. Gegen Argumente, wie „Berlin braucht die Arbeitsplätze“ und „Sperenberg ist viel zu weit“. Die Chance ist vertan. Trotz Hauptstadt werden wir immer einen „Hintertreppenflughafen“ haben. Für viele Flüge werden wir in Frankfurt oder München einsteigen müssen.
Dr. E.M. v. Livonius, Geltow
„Wir müssen draußen bleiben“
Das Anliegen der Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“ ist in der Gemeinde Schwielowsee erstaunlicher Weise noch nicht in aller Munde. Dabei bedroht der zukünftig stark zunehmende Fluglärm nicht nur unser aller Gesundheit, sondern darüber hinaus den Wirtschaftszweig „Tourismus“. Nicht ohne Stolz hat uns der Tourismusverband fünf Sterne für unsere Ferienwohnung in Caputh verliehen . Mit dem Erholungsort ist unsere private Existenz bedroht.
Befremdend ist deshalb, dass die Gemeinde Schwielowsee noch nicht in der Fluglärmkommission vertreten ist. Aus diesem Grund beschloss die Bürgerinitiative Fluglärmfreie Havelseen auf ihrem letzten Arbeitstreffen, die Mitglieder der Fluglärmkommission am 13. Dezember in der BBI-Airport-World mit einer „Wir müssen-draußen-bleiben-Delegation“ zu empfangen. Ich war dabei und war überrascht, wie viele Fluglärmgegner vor Ort waren.
Warum sind solche Aktionen sinnvoll und nützlich? Wenn wir ein konsequentes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr erreichen möchten, wenn wir möchten, dass die Flugzeuge nicht über uns, sondern über wenig besiedeltes Land fliegen, müssen wir für dieses Recht eintreten. Vor allen Dingen dann, wenn das von den Gemeindevertretern noch nicht im ausreichenden Maß gemacht wird. Erst, wenn wir viele sind, dann werden wir gehört und können etwas bewirken!
Eva Loschky, Schwielowsee
Für eine offene Informationspolitik
Inwieweit unsere Kommune davon betroffen sein wird, ist noch immer offen. Viele Bürger vertrauen darauf, dass wir nicht betroffen sind. Also abwarten? Aus meiner Sicht der falsch Weg. Denn wenn wir das Problem unterschätzen, dann werden wir mit den Fluggeräuschen leben müssen.
Es macht keinen Sinn, eine Standortdiskussion zu beginnen. Es steht außer Frage, dass der Flughafen der Region viele neue Jobs bringt. Aber es erschließt sich mir nicht, weshalb die vorgeschlagenen Flugrouten über dicht besiedeltem Gebiet oder über Naherholungsgebiete führen. Aus meiner Sicht ist es besser, alle Kraft in der Bürgerinitiative im Interesse der Bürger zu bündeln, den Schulterschluss auch mit den anderen Bürgerinitiativen zu suchen und gemeinsam mit den gewählten Kommunalpolitikern eine offene Informationspolitik von Land und Bund , sowie Mitspracherecht bei der Planung der Flugrouten zu fordern.
Fred Witschel, Werder/Havel
Ein wenig Lärm?
Bürgerinitiativen sind dazu da, dass auf die Legislative sanfter Druck ausgeübt werden kann. In Kleinmachnow gibt es einige Bürgerinitiativen, die sich gegen Lärm und Naturzerstörung richten, zum Beispiel die „Die Aktionsgemeinschaft Stammbahn“ die des öfteren als Verhinderer oder Ignoranten hingestellt werden. Nun erhebt sich die Frage: Welcher Lärm ist denn nicht so schlimm? Genau so wenig, wie es „ein wenig schwanger“ gibt, gibt es ein wenig Lärm. Peer Hartwig, Kleinmachnow
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