Lesermeinung: Forschungsreaktor in Berlin-Wannsee muss stillgelegt werden!
Selbst „undenkbare Ereignisse“ können eine Katastrophe auslösenDas Helmholtzforschungszentrum in Wannsee hatte zur Langen Nacht der Wissenschaften die Babelsberger Bürger eingeladen, den Forschungs-Atomreaktor zu besichtigen. Das Interesse, sich vor Ort kundig zu machen, war riesig.
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Selbst „undenkbare Ereignisse“ können eine Katastrophe auslösen
Das Helmholtzforschungszentrum in Wannsee hatte zur Langen Nacht der Wissenschaften die Babelsberger Bürger eingeladen, den Forschungs-Atomreaktor zu besichtigen. Das Interesse, sich vor Ort kundig zu machen, war riesig. So war der Hörsaal beim Vortrag „Forschungsreaktor BER II: Bauart und Anlagensicherheit“ voll besetzt und die Zeit im Anschluss daran Fragen zu stellen reichte bei Weitem nicht aus. Der Leiter des Reaktors, Dr. Krohn, erläuterte die technische Seite des Reaktorbaus und stellte fest, dass bei normalem Betrieb keinerlei Strahlenrisiko für die Bevölkerung vom Reaktor ausgehe. Die Anlage sei so konzipiert, dass die Kühlung des Reaktorkerns im Wasserbecken jederzeit durch automatische Unterbrechung der Kernspaltung gewährleistet sei.
Einräumen musste er aber die Gefahr einer Kernschmelze in dem Falle, dass das Wasserbecken durch Außeneinwirkung, wie zum Beispiel einen Flugzeugabsturz oder einen terroristischen Akt, beschädigt und die Brennstäbe trockenliegen würden. Dieses Risiko schätzte er zwar als sehr klein ein, aber es sei bei der Bauweise des Reaktors denkbar.
Für mich ist dieses Risiko nicht hinzunehmen. Wie wir erst kürzlich durch den Kabelbrand am Berliner Ostkreuz vor Augen geführt bekamen, gibt es Menschen, die ihre politischen Ziele selbst mit terroristischen Mitteln durchzusetzen versuchen. Wo also etwas „denkbar“ ist, kann durch eine Verknüpfung von „undenkbaren“ Ereignissen eine Katastrophe eintreten! Deshalb bleibt nur die eine Möglichkeit: Der Forschungsreaktor muss endgültig stillgelegt werden!
Interessant war in dem Vortrag noch etwas Anderes: Herr Krohn stellte der Reaktortechnologie zur Erzeugung der für die Forschung so wichtigen Neutronen eine sogenannte „Spallationsquellentechnik“ gegenüber. Diese würde in zehn bis 15 Jahren die heutige Reaktor-Technik ablösen. Warum nicht schon heute? Warum müssen wir Babelsberger ein Risiko für Eigentum, Gesundheit und Leben tragen, das durch keine Haftpflicht abgesichert wird, weil es im öffentlichen Bereich dieser Forschung keine Versicherung gibt, wie Herr Krohn ebenfalls eingestehen musste.
Glauben wir denn allen Ernstes, der Staat wird es mit Steuergeldern im Katastrophenfall schon richten? Besser eingesetzt wären diese Gelder allemal jetzt mit dem Ziel, den Forschern das Forschen mit Neutronen mit einer neuen, gefahrenfreieren Technologie zu ermöglichen.
Horst Furtner, Potsdam
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