Lesermeinung: Freya Klier
„Wir haben eine moralische Verpflichtung“ „Es war eines der häufigsten Themen, über das wir nachdachten: Wie kommen wir hier raus?“, erklärte die Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin Freya Klier vor Schülern der Sekundarstufe II des Wolkenberg-Gymnasiums Michendorf.
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„Wir haben eine moralische Verpflichtung“ „Es war eines der häufigsten Themen, über das wir nachdachten: Wie kommen wir hier raus?“, erklärte die Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin Freya Klier vor Schülern der Sekundarstufe II des Wolkenberg-Gymnasiums Michendorf. Eingeladen hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema „Demokratie und Diktatur“ ins Katholische Zentrum, bei dem Freya Klier – vor dem Hintergrund ihrer Biografie – die SED-Diktatur in der DDR kritisch hinterleuchtete. 1950 in Dresden geboren, kam sie bereits mit drei Jahren im Zusammenhang mit der Verhaftung ihres Vaters in ein Kinderheim der Staatssicherheit. Als ihr Bruder zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, wuchs ihr persönlicher Widerstand gegen das Regime. 1968 scheiterte ihr Fluchtversuch an Bord eines schwedischen Frachtschiffes im Rostocker Freihafen – Urteil: 16 Monate Haft. Im Kampf gegen Unterdrückung, Gleichschaltung und Einschränkungen der persönlichen Freiheit fand sie durch zahlreiche Auftritte in Kirchen der DDR Berufsverbot. Verhaftungen und Mordversuche prägten ihre letzten Jahre im Sozialismus bis zu ihrer Ausbürgerung. Auf Grund dieser Erfahrungen setzt sie sich heute für die Aufarbeitung der DDR-Geschichte entgegen falscher Nostalgie ein. Mit Hilfe von Vorträgen und Projekttagen an deutschen Schulen in Ost und West argumentiert Freya Klier gegen das Vergessen und unterstützt mehr als Zeitzeuge denn als Lehrer junge Menschen dabei, historisch bewusst zu sein. Als ständige Mahnerin gegen die Wiederholbarkeit von Geschichte engagiert sie sich für „viel mehr Wahrheit und Moral in der Gesellschaft". In diesem Zusammenhang sollte sich auch die breite Öffentlichkeit noch mehr mit der Politik der Staaten des ehemaligen Ostblocks auseinander setzen, um das „Schönreden" der untergegangenen DDR sowie die neu entfachte, Gerechtigkeits liebende und soziale linke Welle objektiv und kritisch bewerten zu können. So können nicht alte und zu hinterfragende Ideale auf die neue Gesellschaft übertragen werden. Entscheidend ist die Verhinderung der Wiederholung von Geschichte auf der Basis politischer und ökonomischer Erfahrungen. Vor- und Nachteile sollten abgewägt und diskutiert, Schwarz-Weiß-Malerei unterlassen werden. Die Gesellschaft braucht mehr Aufklärung und Freya Klier leistet ihren Beitrag dazu. Sie motiviert vor allem Jugendliche zu eigener Willens- und Meinungsbildung. Das ist von besonderer Notwendigkeit, denn: „wir haben eine moralische Verpflichtung“. Enrico Howe/Sarah Gründer Schüler der 13. Klasse
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