Lesermeinung: Gesundheit; Bodenschätze
Zu: „Pillen müssen bitter schmecken“, 29.3.
Stand:
Zu: „Pillen müssen bitter schmecken“, 29.3. und Leserbrief „Chemotherapien nicht einsparen!", 18.4.
Es kann wohl kaum akzeptabel sein, einem Sterbenskranken die Behandlung zu verweigern, nach dem Motto „Weil du arm (oder auch nicht wirklich reich) bist, musst du früher sterben“. Der medizinische Fortschritt ist nicht zum Nulltarif zu haben. Soll aber ein weniger schlimmer und etwas späterer Tod der ganze Fortschritt sein? Wer legt die Forschungsstrategien fest, entscheidet, was uns gut tut und was wir bezahlen sollen? Wer bestimmt, was als seriöse Medizin und was als Scharlatanerie zu gelten hat und will uns vorschreiben, welche Kräuter und Vitaminpillen wir konsumieren dürfen? Wirkliche Eigenverantwortung der Patienten ist offensichtlich nur gefragt, wenn es um''s Bezahlen geht.
Es ist zwar grundsätzlich positiv, dass die schwarz-rote- Koalition durch die teilweise Steuerfinanzierung eine Entlastung der Beitragszahler und damit eine Senkung der Lohnnebenkosten anstrebt und dass die Kosten weiterhin solidarisch getragen werden sollen. Von den Befürwortern der Kopfpauschale wird zwar gern argumentiert, dass es auch an der Dönerbude und beim Autohändler keine Vergünstigungen für weniger Betuchte gebe. Drehen wir doch einmal den Spieß um! Sollte nicht auch über die Berechtigung der enormen Einkommensunterschiede für Vollzeitbeschäftigte nachgedacht werden? Für eine wirksame Gesundheitsreform wäre die Einführung einer Positivliste erforderlich oder eine Bewertung der Nutz- und Schadwirkungen von Medikamenten, die auf den Erfahrungen der Patienten basiert. Vor allem müssen Grundlagenforschung und Lehre von den Interessen der Pharmakonzerne, Klinikbetreiber und anderen Anbieter abgekoppelt werden. Echter Fortschritt ist nur mit unabhängigen Ärzten und Wissenschaftlern zu erreichen, für die Gesundheit der Menschen im Mittelpunkt steht.
Herbert Weiß, Stahnsdorf
Zu: „In Bolivien bewachen Soldaten Gasfelder und Raffinerien“, 3.5.
Es erstaunt nicht, dass ein Aufschrei durch das Establishment geht, wenn ein Land seine Bodenschätze dem privaten internationalen Kapital entziehen will. Man verweist auf Verstaatlichungen in Mittel- und Südamerika, die im Sumpf der Korruption von Behörden und Politikern verkamen, diesen die Taschen füllten und die Armen leer ausgehen ließen. Das Problem ist nicht die Verstaatlichung, sondern die mangelhaft entwickelte Demokratie, die dem Volk die Möglichkeit nimmt die Verteilung der Reichtümer zu kontrollieren und mitzubestimmen. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, wem hier der Begriff „Bürgerhaushalt“ kommt. Aber das wird nicht diskutiert. Es könnte sich ja die Meinung verbreiten, Luft, Wasser, aber auch Bodenschätze dürfen nicht Privateigentum werden.
Warum dürfen die endlichen Schätze dieses Planeten von einigen Privatleuten angeeignet werden? Die in Zukunft kommende Rohstoffverknappung lässt auf Superrenditen hoffen. Die Benzinpreise an unseren Tankstellen geben uns eine erste Vorstellung dessen, was da noch kommen wird. Da werden Russen zu Superreichen, weil sie sich die ehemals „volkseigenen“ Bodenschätze angeeignet. Über diesen Sumpf macht sich keiner Gedanken, aber die Verstaatlichung in Bolivien führt zu „Befürchtungen“ bis in die SPD hinein.
Michael Blume, Nuthetal
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