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Lesermeinung: Gleichstellungsforderung der Kirchenvertreter unreflektiert wiedergegeben

Zu: „Religionsunterricht in Brandenburg. Die Gretchenfrage“, 25.

Stand:

Zu: „Religionsunterricht in Brandenburg. Die Gretchenfrage“, 25.4.

Sie berichten vom evangelischen Religionsunterricht in Brandenburg und dem Anliegen der EKBO, diesen durch die Landesregierung stärker zu fördern.

Der Beitrag ist alles andere als ausgewogen. Zum einen kommen außer den Kirchenvertretern und der Schülerin keine weiteren Personen zu Wort – etwa von der Landesregierung oder anderen Trägern des weltanschaulichen Unterrichts. Viel schlimmer aber – und hier wird es tendenziös – ist, dass Ihre Autorin nicht nur den Eindruck erweckt, beim Gymnasium in Hermannswerder – an dem es sogar einen Leistungskurs Religion gebe, der doch die große Bedeutung des Unterrichts deutlich mache – handele es sich um ein staatliches Gymnasium, sondern auch jeden kritischen Ton zu dem Anliegen als solchem und dem Unterschied zwischen LER und Religionsunterricht auslässt.

In Hermannswerder gibt es nur das Evangelische Gymnasium Hermannswerder, zu dessen Curriculum der Religionsunterricht ohne Alternative gehört. Dass auf einem konfessionellen Gymnasium ein Leistungskurs des entsprechenden Konfessionsunterrichts existiert, ist alles andere als ein Aushängeschild, sondern Teil der Normalität.

Ferner besteht der Unterschied zwischen LER und Religionsunterricht und allen weiteren Weltanschauungsfächern wie dem Humanistischen Lebenskundeunterricht darin, dass LER eine konfessionsübergreifende, integrative Werteerziehung bieten und zum interreligiösen Verständnis beitragen soll. Der Religionsunterricht will aber religiöse Deutungen und Dogmen als absolute Wahrheiten vermitteln.

Hier die Gleichstellungsforderung der Kirchenvertreter unreflektiert und unkommentiert wiederzugeben, zeugt keineswegs von journalistischer Gründlichkeit. Man kann zum Religions- und Weltanschauungsunterricht stehen, wie man will, man mag das gut oder schlecht finden, aber als Journalist hat man den Auftrag, sich einer Sache nicht gemein zu machen. Diese journalistische Grundregel wird hier verletzt.

Oder wie erklären Sie sich, dass dem Aspekt der religiös-weltanschaulichen Aufteilung der Schülerschaft in einer religiös-weltanschaulich immer bunter werdenden Gesellschaft hier ebenso wenig Raum eingeräumt wird wie irgendeiner anderen kritischen oder zumindest ausgleichenden Position?

Thomas Hummitzsch, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Humanistischer Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg e.V

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