Lesermeinung: Heuschrecken

Münteferings Vergleich einiger Unternehmen mit den Heuschrecken ist m. E. zutreffend. Heuschrecken hinterlassen das von ihnen befallene Gebiet kahl. Ähnlich wirtschaftlich kahl sehen heute viele bis zur Wende industriell, gewerblich oder genossenschaftlich genutzte Territorien in den neuen Bundesländern aus. Beispiele allein hier in Babelsberg gibt es etliche. Was ist übrig geblieben vom ehemaligen „Karl-Marx-Werk"? Der Kranbau wurde nach und nach platt gemacht. Konstruktionsunterlagen und wichtige Mitarbeiter wurden gen Westen umgelagert. Oder die Dentaltechnik. Auch dieser Betrieb existiert heute hier nicht mehr. Beide Betriebe hatten ihre Produkte exportiert, die noch heute genutzt werden und damit von Qualitätsarbeit zeugen. Über die Treuhand wurde das ehemalige Wirtschaftspotenzial der neuen Bundesländer privatisiert bzw. rückübertragen. Genutzt wurde es aber nur als Kapitalanlagevermögen. Ernsthafte Versuche, auf Bestehendem aufzubauen und es weiter zu entwickeln, waren die Ausnahme. Denen, die sich dieser Aufgabe stellten, gehört Dank gesagt. Denen aber, die nicht bereit waren, diesem Beispiel zu folgen, gilt nach meinem Verstehen Münteferings Aussage. Und auf diese Unternehmen trifft sie auch zu. Werner Latzke, Potsdam