Lesermeinung: Hobbyprofiler
Kinder müssen drei Jahre gestillt werden, 19.3.
Stand:
Kinder müssen drei Jahre gestillt werden, 19.3. 2008
Es ist wieder mal so weit. Das Thema der Kindstötungen und Vernachlässigungen bietet ein lohnendes Ziel für Hobbyprofiler, besonders aus den alten Bundesländern. Ein ganz herausragendes Dokument dafür ist der Leserbrief von Herrn Vogeler aus Schmergow. Es ist doch so einfach, die ganze Sache zu analysieren und gleich daraus seine klugen Schlüsse zu ziehen. Politiker und Hobbypsychologen wissen, warum diese traurigen Dinge vorkommen. Sofort wird aus der Kiste die DDR-Erziehungsmethoden herausgekramt, ein wenig Maaz zitiert (aus dem Zusammenhang gerissen) und schon haben wir die Erklärung für alles. Jedoch, die Tötungen und Vernachlässigungen haben viel komplexere Gründe, gesellschaftlicher und sozialer Natur, als man vordergründig wahrnimmt. In den alten Bundesländern kommt dies ebenso vor. Zu DDR-Zeiten sind uns in der Schule immer wieder Zeitungsfotos von misshandelten Kindern aus dem Westen gezeigt worden. Sie sollten belegen, dass der Kapitalismus die Menschen so gefühlskalt werden lässt, dass sie ihre Kinder misshandeln. Dies zu den gegenseitigen Beschuldigungen, dienen sie doch nur dazu, die eigene Überlegenheit darzustellen. Besonders bemerkenswert finde ich aber das Patentrezept dagegen. Alle Probleme sind gelöst, wenn die Frauen ihre Kinder 3 Jahre lang stillten. Also Respekt, als Mann scheint er ja richtige Sachkompetenz zu besitzen. Ich hätte also insgesamt neun Jahre stillen müssen, denn ich habe drei Kinder. Ebenso das Rezept gegen Arbeitslosigkeit: Frauen bleibt zu Hause, Männer arbeitet mehr und dafür zahlt ihr weniger Steuern. Ich bin zu Hause geblieben mit meinen drei Kindern (was zu DDR-Zeiten eine absolute Ausnahme war). Ergebnis: Meine Rente ist so gering, dass ich auf Sozialhilfe angewiesen wäre, Eingliederung in meinen alten Beruf ist schwer. Steuererleichterungen sind hier in der ehemaligen DDR, auf Grund der geringen Löhne, nicht das Allheilmittel. Aber vielleicht hat Herr Vogeler dafür auch einen guten Rat.
S. Krönk; Potsdam
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