Lesermeinung: Integrations-Villa

Zu: „Grenzenlose Suche“, 25.11. Die „Villa Grenzenlos“ besteht jetzt seit etwa sieben Jahren. Wir lernen in dieser Gruppe die deutsche Sprache und beschäftigen uns mit deutscher Kultur. Die Organisation solcher Gruppen (es gibt zwei in der „Villa Grenzenlos“) für russischsprachige Bewohner ist ein großer Schritt zur Integration jenes Teils der jüdischen Einwanderer, die aus Alters- und Gesundheitsgründen keine Möglichkeit haben an Kursen teilzunehmen, und die sich auf eine berufliche Betätigung vorbereiten. Sie finden diese Art der Beschäftigung mit deutscher Sprache und Kultur dringend notwendig. Unsere Kursleiterin, Renate Brandt, verbindet einen sachkundigen, deutschen Sprachkurs mit Exkursionen in Museen und Ausstellungen. Die „Villa Grenzenlos" ist ein Treffpunkt für Kulturinteressierte, für Musikliebende, für Alt und Jung, für Menschen der verschiedenen Nationalitäten und Religionen. Publikationen über die vielfältige Arbeit der „Villa Grenzenlos“ wurden mehrmals in der Presse des Landes Brandenburg und auch in der Berliner Presse veröffentlicht. Die Villa selbst ist ein historisches Denkmal. Hier wohnte die Familie von Julius Goldschmidt, des Gründers der Deutschen Adressiermaschinenwerke „Adrema“. Er musste in der Nazizeit mit seiner Familie emigrieren. Jetzt ist für viele jüdische Einwanderer die Villa das Symbol der historischen Kontinuität jüdischer Generationen. Das gegenwärtige Schicksal der Villa ist für sie deshalb bedeutsam, weil durch das Projekt „Haus der Toleranz“ ein lebender Organismus entstanden ist. Die Stadt Potsdam sollte stolz auf die Existenz dieser Einrichtung sein. Vor kurzem aber erfuhren wir aus der örtlichen Presse, dass die Villa ihre Tätigkeit einstellt und geschlossen wird. Diese Nachricht war ein Schock für uns alle, deren Leben mit der Villa eng verbunden ist. Man sollte alle möglichen Maßnahmen treffen, um die Schließung der „Villa Grenzenlos“ zu verhindern. Gruppe jüdischer Zuwanderer, Potsdam