Lesermeinung: Kein Abdröhneffekt
Zu: „Noch keine Sterbepflege“, 16.9.
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Zu: „Noch keine Sterbepflege“, 16.9.
Die Aussage, was der Babelsberger Doktor Gastmeier leiste, sei eine allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV), die viele Hausärzte erbringen, kann ich aus persönlicher Erfahrung nicht so stehen lassen. Dr. Gastmeier erreicht durch seine „alternative“ Behandlungsmethode, zum Beispiel mit Dronabinol (Cannabis-Extrakt) in der Palliativversorgung hervorragende Erfolge hinsichtlich Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schmerzen. Während die „klassische“ Palliativversorgung auf Morphiumbasis die Schmerzen auf ein erträgliches Maß senkt, wird dabei die Lebensqualität stark reduziert. Mit Dronabinol wird kein „Abdröhn-Effekt“ (kein Zeitgefühl und keinen klaren Kopf.) erzeugt. Mit Dronabinol kann sogar für die letzten Tage Lebensfreude entstehen. Diese Art von Palliativvorsorge ist nahezu bei allen Hausärzten unbekannt und wird auch nicht in Krankenhäusern oder Kliniken praktiziert. So war es auch im Oktober 2007 im Bergmann-Klinikum, als man bei meiner Frau im Endstadium ihrer Krebserkrankung kein Mittel gegen ihre Übelkeit mit Erbrechen und der damit verbundenen Appetitlosigkeit fand. Erst eine Behandlung von Doktor Gastmeier ermöglichte ein würdevolles Sterben zu Hause. Die Tatsache, dass die Kosten von Dronabinol nicht von den Krankenkassen übernommen werden, stellt eine soziale Benachteiligung bei fehlendem therapeutischen Ersatz dar. Hier sollte die AAPV Abhilfe schaffen.
Karl-Justus Rumpf, Löwenberger Land
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