Lesermeinung: Keine politische Heimat
Wie jedes mal nach Wahlen reden Politiker aller Parteien davon die Ergebnisse genau analysieren und daraus entsprechende Lehren ziehen zu wollen. Aber so ernst ist das nicht gemeint, denn schon nach kurzer Zeit ist die Betroffenheit bei Wahlniederlagen vergessen, und alles nimmt seinen alten Lauf.
Stand:
Wie jedes mal nach Wahlen reden Politiker aller Parteien davon die Ergebnisse genau analysieren und daraus entsprechende Lehren ziehen zu wollen. Aber so ernst ist das nicht gemeint, denn schon nach kurzer Zeit ist die Betroffenheit bei Wahlniederlagen vergessen, und alles nimmt seinen alten Lauf. Bei einer Wahlbeteiligung von 45 Prozent kann wohl keine Partei mehr guten Gewissens von einem klaren Wählerauftrag für die Regierung dieser Stadt und anderer Kreise Brandenburgs reden. Da hilft es auch nichts, ob man nun erst-, zweit- oder drittstärkste Kraft von den restlichen Bürgerprozenten geworden ist. Der Grund für die Wahlverweigerung ist ganz simpel: Die Mehrheit der Menschen in unserem Land hat kein Vertrauen mehr in die Politiker. Selbst die SPD, die bei vielen Menschen bisher als sozial galt, hat sich nun zu einer Partei des sozialen Abbaus, besonders bei sozial schwachen Menschen entwickelt. Die Privilegien der Besserverdienenden und Reichen bleiben unangetastet. Diese und viele andere Ungerechtigkeiten in den Reformdiskussionen haben die Menschen satt und lassen sie nach politischen Alternativen suchen. Da es aber zur Zeit im politischen Parteienspektrum kaum vernünftige Alternativen gibt, gehen die Bürger immer weniger zur Wahl. Gerade die gegenwärtigen Reformdiskussionen, wie auch verfahrene Großprojekte der Landespolitik brennen den Menschen unter den Nägeln. Aber um das zu erkennen, muss man schon des Volkes Sprache sprechen. Nach der „Wende“ hatte ich gehofft, in der Partei von Willy Brandt und Herbert Wehner meine politische Heimat zu finden, aber leider vergeblich. Harald Koch, Potsdam
Harald Koch
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