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Lesermeinung: Konzertkritik

Zu „Können Sie mir folgen?“ Am 10.

Stand:

Zu „Können Sie mir folgen?“ Am 10. August fand auf Einladung der katholischen St. Peter- und Paul-Gemeinde in der Arche des Pater Bruns Hauses ein Vortrag zum Thema „Kosmos-Erde-Mensch: Vom Geheimnis der Schöpfung in Evolution“ statt. Als Referent konnte ich so ein katholisches Auditorium voraussetzen. Mein Beitrag war darauf abgestimmt, als gläubiger Naturwissenschaftlicher auf dem dogmatischen Boden der Kirche eine Synthese zwischen Schöpfungs- und Evolutionstheorie anzustreben, allerdings auf Laien-Niveau. Dabei sollte das Referat mithelfen, die Altlasten der Spaltung in ein atheistisches Weltbild materialistischer „DDR“-Evolutionisten und in ein evolutionsfeindliches Weltbild unwissenschaftlicher „BRD“-Kreationisten zu überwinden. So wurden die relevanten Fakten – vorzugsweise der Kosmologie, Geologie, Paläontologie und Evolutionsbiologie – qualitativ herangezogen. Der Anspruch bestand in der inneren Stimmigkeit und Logik der Synthese. Neu war, diese Synthese von Wissen und Glauben Schritt für Schritt mit Zitaten alter und neuer, kirchlich anerkannter Mystiker zu belegen. Die persönliche Meinung des Referenten trat dahinter zurück. Zur Information sei gesagt, dass die Mystiker, wie Hildegard von Bingen, zu den am Abend diskutierten naturwissenschaftlichen wie biblischen Ereignissen nach ihrem Selbstverständnis und nach offizieller kirchlicher Lehrmeinung vorab innere Schauungen göttlichen Ursprungs hatten. Ihre individuellen Offenbarungen trennt man dabei klar von der Allgemeinen Offenbarung der Heiligen Schrift. In dem Artikel ist Intension und Inhalt des Vortrages nur schwer wiederzuerkennen. So enthält der Beitrag schwer handwerkliche, religionssachliche und fachwissentliche Mängel. Weder vor noch nach dem Vortrag scheint sich der Autor ausreichend über Person und Gegenstand informiert, geschweige denn seriös recherchiert zu haben. Der Referent komme von der TU-Berlin und habe Theologie studiert ist eine Falschangabe. Nach dem im Original leicht nachzulesenden Zitat der spanischen Mystikerin, Maria von Agreda, sollte „Luzifer“ weder „vor den Menschen die Knie beugen“, noch „wurde er zusammen (mit?) dem ersten Menschenpaar aus dem Himmel auf ... die Erde gestürzt“. In der Individualoffenbarung der italienischen Mystikerin Maria Vatorta stellt das Gegenpaar zu Adam/Eva nicht Joseph/Maria, sondern Jesus/Maria dar. Ferner wird in der Offenbarung des hl. Johannes kein „apokalyptisches Siegel Gottes“ enträtselt. Schon gar nicht enthält die Bibel die indirekte Ur-Offenbarung Gottes, die vom Referenten als der geschichtlich überlieferte außerbiblische Schöpfungs-Mythos eingeführt wurde. Der heutige Mensch wird wissenschaftlich nicht Homo erectus, sondern Homo sapiens sapiens genannt. Oder sollte hier nur eine zwar sachliche inkorrekte, aber dafür unterschwellig schlüpfrige Anspielung gemacht werden? Meines Wissens gelten auch für gläubige Christen die menschlichen Grundrechte auf Meinungsfreiheit. Somit möchte ich auf die eingangs des Artikels gestellte Frage „Können Sie mit Folgen?“ antworten: „Nicht auf diesem Niveau!“ Prof. Dr. Werner J. Schwemmler, Berlin

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