Lesermeinung: Kooperation im Sinne der Wissenschaft
Zu: „Experte warnt vor Uni-Kooperation mit Schule im Iran“, 4.8.
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Zu: „Experte warnt vor Uni-Kooperation mit Schule im Iran“, 4.8.
Der zitierte Herr Wahdat-Hagh ist keine seriöse und unvoreingenommene Quelle – was man ihm als Angehörigen der Bahai-Religion nicht übelnehmen kann, allerdings sollte man dann auch seine Stellungnahmen zum schiitischen Islam nicht als ausgewogen betrachten. In seinem Artikel finden sich irreführende Informationen, die vermutlich eher propagandistischen als aufklärerischen Zielen dienen. Es wird mit den Worten „Die Qom-Uni sei in Ahmadinejads erster Regierungsperiode gegründet worden“ suggeriert, der iranische Präsident hätte irgendeinen Einfluss auf die zahlreichen Universitäten und Institute in Qom. Diese sind von der Exekutive gänzlich unabhängig und stehen unter Aufsicht des religiösen Staatsoberhauptes. Ein Regierungschef, erst recht einer,, der kein Geistlicher ist, wäre wohl auch mit der Einrichtung und inhaltlichen Ausgestaltung einer religiösen Universität überfordert. Zu denken, dass eine religiöse Hochschule die „Ideologie Ahmadinejads“ verbreitet, zeugt von Unkenntnis. Zumal sich die sogenannten „Iran-Kenner“ nicht darauf einigen können, ob Ahmadinejad nun ein Vertreter der „Hagghani“-Schule oder der „Hojjatieh“- Ideologie ist, die miteinander in Konkurrenz stehen. Das ist für Außenstehende verwirrend, man sollte vorsichtig sein in den Beurteilungen der schiitischen Glaubensvorstellungen. Die Kooperation mit der iranischen Hochschule ist im Sinne der Wissenschaft ganz sicher ein Gewinn und im Sinne des gegenseitigen Verständnisses auf jeden Fall wünschenswert. Dass ein jeder von seiner Religion überzeugt ist, ist doch wohl selbstverständlich – worin besteht das Problem, wenn man sich mit der jeweils anderen Religion beschäftigt? Vor Missionierung muss keiner Angst haben, es agieren ja erwachsene Leute mit Verstand – der Islam ruft dazu auf, seinen Verstand zu benutzen. Dagegen kann kein Wissenschaftler etwas einwenden. Die Universität Potsdam muss man dafür loben, dass sie sich nicht von aktuellen politischen Themen davon abbringen lässt, das Gespräch und die Forschung der Konfrontation vorzuziehen. Hoffentlich lässt sie sich nicht von antiiranischer Propaganda davon abbringen.
Marion Dilki, Unterschleißheim
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