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Lesermeinung: Kritik an städtebaulicher Entwicklung der Landeshauptstadt Potsdam

Zum Kommentar „Freigeist und Expertise - über das häufige Scheitern der Stadt in städtebaulichen Fragen“, 19.1.

Zum Kommentar „Freigeist und Expertise - über das häufige Scheitern der Stadt in städtebaulichen Fragen“, 19.1.

Der Autor legt den Finger punktgenau in die Wunde, wenn er anmahnt, dass da jemand bei der Stadt ein städtebauliches Konzept für Potsdam haben müsste, das er auch bei der Beschäftigung mit Einzelprojekten nicht aus dem Blick verliert. Diese Hoffnung hatte der Baubeigeordnete Matthias Klipp einmal geweckt, aber er enttäuscht sie jetzt zunehmend.

Sicherlich: Technokratisches „Machen“ à la Klipp ist eine wesentliche Aufgabe eines Baubeigeordneten, aber es muss doch bitteschön geleitet werden von einem städtebaulichen Gesamtkonzept, dem es sich unterzuordnen hat! Wo ist dieses Konzept, wenn er in den Lustgarten – völlig unsensibel dem historischen Ort gegenüber – einen Gebäuderiegel klotzen will? Wo ist dieses Konzept, wenn er mit einem Plädoyer für den Erhalt des Staudenhofs das ganze Vorhaben der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte konterkariert? Wo ist dieses Konzept, wenn er die Umgestaltung der Breiten Straße nur als Abfolge von Einzelmaßnahmen begreift, die nichts miteinander zu tun haben? Wo ist dieses Konzept bei seinem nur von Verwertungsinteressen bestimmten Umgang mit der Alten Post? - Immer wieder treibt der Baubeigeordnete solche Kühe aufs Eis, die dann von engagierten Bürgern und ebensolchen Stadtverordneten mühsam wieder heruntergeholt werden müssen.

Ja, der Autor hat ganz recht: Die Stadt hat da ein Strukturproblem, dass sie in Fragen der Stadtentwicklung immer wieder schlecht beraten wird. Und dass sie jemanden braucht, der ihr auf diesem Gebiet mit Weitsicht und Kompetenz Ratschläge gibt, die dem architektonischen Rang dieser Stadt angemessen sind.

Herr Klipp, eigentlich wäre das Ihre Aufgabe!

Volker Sehmisch, Potsdam

Was machen eigentlich die Stadtplaner?

Ich bin derselben Meinung, dass es höchst untunlich ist, wenn Herr Klipp als Aufsichtsrat ausgerechnet bei den Städtischen Bauholdings ist, die sich vehement gegen die „behutsame Wiederannäherung“ an das historische Stadtbild stemmen. Wozu sind eigentlich die wirklich notwendigen Vordenker in der Stadtplanung, die Herren Goetzmann und Braumann da? Diese sollten doch die Visionen erarbeiten, wie die Stadt in den nächsten 10 bis 20 Jahren aussehen soll. Da vermittelt sich mir aber nur Planlosigkeit, eher ein Planen und Entwickeln von heute bis morgen, aber keine Weitsichtigkeit. Wie stellen sich die Herren der Bauverwaltung eigentlich die nächste anstehende Parkraumgestaltung für den Bereich Alte Fahrt/Museum/Barberini – vor? Ist es nicht längst notwendig, über den Bau eines größeren Parkhauses, zum Beispiel auf dem Areal des früheren Blücher-Platzes hinter dem Museum, nachzudenken, damit die Besucher des Museums und die Bewohner der neu zu bauenden angrenzenden Wohngebäude genügend Stellflächen haben? Wie ist denn die Schaffung notwendigen Parkraums nach Beseitigung der Fachhochschule und dem anschließenden Wiederaufbau der Mitte rund um Alten Markt/Schlossstraße/ Friedrich-Ebert-Straße/Schwerdtfegerstraße und Kirchstraße angedacht? Das ist doch die Aufgabe der Stadtplaner und -entwickler. Hierüber hört man nichts. Das aber ist in nicht allzu weiter Ferne zu entwickeln. Ein Stadtbaumeister könnte das vielleicht wirklich besser.

Gerhard Kessler, Potsdam

„Wo bleibt denn da die kommunale Planungshoheit der Stadt?“

Der Autor bringt es auf den Punkt: Nur die Einflussnahme der Bürgerinitiativen hat die Bauverwaltung und ihren jung-dynamischen, noch ziemlich „grünen“ Baubeigeordneten davor bewahrt, in der historischen Mitte noch Schlimmeres anzurichten. Dennoch, wo gibt es denn das, ein Schloss mit Flachdachfenstern, das unmittelbar an der Bundesstraße den Lärm von weisen Entscheidungen eines Landtages abhalten soll? Wo bleibt denn da die kommunale Planungshoheit der Stadt? Dabei hat der Baubeigeordnete eigentlich den Trumpf in der Hand, er müsste nur für eine adäquate Besetzung in der Leitungstelle für Bauaufsicht und Denkmalpflege sorgen. Eine Besetzung, die sich nicht in Barockhäusern fundamentalistisch gebiert, sondern alle baulichen Schichten des historischen Städtebaues achtet und respektiert. Und ausgewählte typische Exemplare, auch und gerade aus der DDR, unter den besonderen Schutz der Denkmalpflege stellt – wie zum Beispiel die Stadt- und Landes-Bibliothek. Aber ob das der Beigeordnete interessengebundener denn je noch schaffen kann? Baukulturschaffende erinnern sich, dass der Beigeordnete auch am Prenzlauer Berg als Baustadtrat und in einem Westberliner Abschreibungskonzern höchst unrühmlichen Wendehälsen nacheiferte – seinem Namen vollends gerecht werdend.

Jörn Dargel (Dipl. Ing. Architektur und Stadtbaukunst), Berlin-Lankwitz

„Kleingeist und unterster Durchschnitt“

In dieser Stadt fühlt sich kein Verantwortlicher der historischen Stadt wie auch der Zukunft verpflichtet. Entscheidungen werden durch aktuelle Gegebenheiten ausgelöst. Zudem gibt es „Einflüsterer“ wie Frau Luther als Vorsitzende des Verungestaltungsrates, welche wegen persönlicher Neigungen jegliche städtische Identität und Authentizität ignoriert. Oder Dr. Scharfenberg, der die in DDR-Zeiten unvollendete Zerstörung des Stadtbildes heute weiterführt. Das in dieser Summe der Protagonisten nur Kleingeist und unterste Durchschnittlichkeit herauskommt, ist an Bauten wie Hauptbahnhof, IHK, Wilhelmspalais oder RAW-Neubauviertel ersichtlich. Die nächsten Schandtaten stehen schon bereit mit der zerstörten Speicherstadt und der Brauhausberg-Bebauung. Dass der Bürger „Nein“ schreit, war überfällig und bricht sich nun an der Weißen Flotte und deren ignoranten Neubau im Gewerbegebiet Lustgarten Bahn.

Stefan Karau, Potsdam

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