Lesermeinung: Kuh-ruh-ä-Stimme
Einwanderer aus dem hohen Norden„Gut aussehendes Männchen, sportlicher Typ, sucht Partnerin, möglichst im braunen dicht schwarz gebänderten Federkleid mit knarrender Korr-r-Stimme, zur Gestaltung der gemeinsamen Freizeit zwischen Werder und Brandenburg auf der Havel. Eine Heirat wäre aus biologischen Gründen erst im Frühjahr 2009 möglich“.
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Einwanderer aus dem hohen Norden
„Gut aussehendes Männchen, sportlicher Typ, sucht Partnerin, möglichst im braunen dicht schwarz gebänderten Federkleid mit knarrender Korr-r-Stimme, zur Gestaltung der gemeinsamen Freizeit zwischen Werder und Brandenburg auf der Havel. Eine Heirat wäre aus biologischen Gründen erst im Frühjahr 2009 möglich“.
So könnte die Chiffre für eine Meeresentenhochzeit lauten. Auf einer Exkursion durchs Golmer Luch wurde ich von Herrn Vogt aus Eiche auf eine große Ente aufmerksam gemacht. Plötzlich hörten wir eine weit schallende Kuh-ruh-ä-Stimme (die zweite Silbe aufsteigend). Diese Stimme konnte nur von einer Ente der Gattungsart „Somateria mollissima“ stammen. Ich hatte diese in meiner Kindheit an der Außen- und Binnenküste der Halbinsel Mönchgut (Rügen) zu tausenden beobachten können. Von allen Entenarten fällt dieses etwa zweieinhalb Kilo schwere Exemplar durch ihren großen langen Kopf auf.
Je nach der Lage der Brutgebiete ist diese Art Stand-, Strich- oder Zugvogel. Zu den bedeutendsten Winterrastplätzen gehören die Pommersche Bucht, der Greifswalder Bodden, die Westrügensche Boddenkette, die äußere Wismarer Bucht und die niederländisch-deutsch-dänische Nordseeküste. In Brandenburg kommt diese Eiderente, die im Norden Europas beheimatet ist, häufiger vor, als man annimmt. Diese Einschätzung von Hermann Schalow in seiner Avifauna „Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg“-Ausgabe von1919 trifft auch noch für die Gegenwart zu. Warum die „Somateria mollissima“ mit den kontrastreich gezeichneten schwarzen Bauch und weißen Rücken, der rahmenfarbenden Brust und den hellmoosgrünen Nacken im Brandenburgischen bleibt ist unbekannt. Für die Zähler ist die Begegnung mit seltenen Arten immer wieder ein großes nachhaltiges Erlebnis.
Gleichzeitig ist eine solche Beobachtung eine kleine Entschädigung für die unentgeltlichen Wasservogelerfassungen, die oft unter widrigen Witterungsbedingungen durchgeführt werden. Mein Dank gilt all den Vogelbeobachtern, die Jahr für Jahr die hier geschilderte harte Arbeit auf sich nehmen.
Manfred Miethke, Potsdam
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