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Lesermeinung: Mehr als ein Slogan für Potsdam

Potsdam passt nicht in einen Slogan11.3.

Stand:

Potsdam passt nicht in einen Slogan

11.3. 2008

Es überrascht nicht, wenn Kulturamtsleiterin Seemann öffentliche Gelder fordert. Aber woher soll das Geld kommen? Vielleicht von den Stadtwerken, die für den Auftritt einer amerikanischen Band wohl mehr ausgeben, als Frau Seemann jährlich für das Kulturmarketing zur Verfügung steht? Interressant, wie die Kulturschaffenden sich nur um ihre eigenen Anliegen kümmern und das Gesamtbild aus den Augen verlieren. Für den Sitiftungsdirektor ist nur wichtig, Mittel für die „Pro Sanssouci“ zu bekommen, für Herrn Schönbohm, Gelder für „seinen“ Garnisonkirchen-Verein und für Frau Seemann, um das „bürgerliche Engagement zu fördern".

Die Millionen sind da! Hasso Plattner hat ermöglicht mit seiner Spende, den Wiederaufbau der historischen Mitte. Das Stadtschloss wird die von Frau Seemann geforderte „bessere Darstellung der Potsdamer Kultur“ über die Grenzen Brandenburgs und Europas hinaus erfüllen. Auch andere Kulturstandorte, wie die Schiffbauergasse, werden davon profitieren. Die von Frau Seemann beschriebene Spannung zwischen Tradition und Moderne ist im Stadtschloss einzigartig umzusetzen! Die Tradition, repräsentiert durch eine originalgetreue Knobelsdorffsche Außenfassade, historischem Innenhof und Wiederaufbau des Treppenhauses. Das Zeitgemäße, durch den „modernsten Landtag in Deutschland“, dessen Büroräume nach den neusten technischen und funktionellen Gesichtspunkten entstehen wird. Der von Frau Peetz-Mühlstein beschriebene Wunsch der Kulturschaffenden nach einem Konsens dürfte in der Analyse der Touristenzahlen bestehen. Das Zugpferd Sanssouci ist der Magnet für Millionen von Menschen aus der ganzen Welt. Sie bringen Geld in die Stadt und in die Umgebung.

Mit dem Stadtschloss wird ein weiteres städtebauliches Highlight entstehen, dass vergleichbar mit der Frauenkirche in Dresden, als identitätsstiftendes Gebäude viel Geld in die Stadtkasse spülen wird, die Frau Seemann für ihre „aktivierende Kulturpolitik“ fordert. Mit diesen Einnahmen kann die Vielfalt der Potsdamer Kultur bewahrt und ausgebaut werden.

Frau Seemann fragt zu recht, ob man eine facettenreiche Stadt wie Potsdam unter einem Slogan zusammenfassen kann. Offensichtlich ist jedoch, dass die „große Kultur“ und die "kleinen Kulturschaffenden" als eine Gesamtkomposition begriffen werden müssen. Dafür bedarf es eines historischen Zentrums am Alten Markt, dass mit dem Potsdamer Stadtschloss sein Herzstück für Brandenburg zurückbekommt. Von diesem Platz werden die Menschen den Weg finden, in die kleinen Gassen, in denen die vielfältigen kulturellen Angebote der Stadt zu bewundern sind.

Jan Ludwig, Initiative Freunde des Stadtschlosses

Be Berlin – go to Potsdam!

Berlin hat seine Imagekampagne gestartet, da erfahren wir in Potsdam vom Kulturmarketing, dass wir davon noch weit entfernt sind. Schließlich hat man hier nur 86 000 Euro zur Verfügung.

Aber dass Potsdam in keinen Slogan passen soll, kann nicht unwidersprochen hingenommen werden. Schließlich hat Potsdam schon zur Genüge bewiesen, mit welchen werbewirksamen Sprüchen es Besucher anlocken kann. Denken wir nur an „Pro Potsdam“ oder „Potztausend“. Oder auch Gegensätzliches: „Potsdam ist Sanssouci“ oder „Potsdam ist nicht nur Sanssouci“. Zu lang und zu deutsch? Aber warum nicht mal deutsch, wie „Potsdam tut mir gut“, „Potsdam ich lieb Dich“, „Potsdam ist in“. Vor knapp 400 Jahren hieß es: „das ganze Eiland muss ein Paradies werden“, was zumindest Frau Peetz-Mühlstein nicht unbekannt sein dürfte, die auch durch Mittelalterfeste in Erscheinung trat.

Wie wir bei „Be Berlin“ sehen, hat das Deutsche zum Englischen heute kaum noch eine Chance. Wie wäre es mit „PPP“? Nein, nicht „Polizei-Präsidium- Potsdam, sondern „Potsdam, the Prussian Paradiese“, oder einfach „Go to Potsdam“ oder „Potsdam for you“.

Ich glaube, eine Straßen- oder Presseumfrage zu einem griffigen Potsdam Slogan würde schnell zu einem erstaunlichen Ergebnis führen.

H.-P. Warnecke, Potsdam

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