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Lesermeinung: Neue Parkordnung: Gemeinsamer Weg für Denkmalschutz und Bürgerbedürfnisse gesucht!

„Ab heute Bußgeld im Park“, 21.4.

Stand:

„Ab heute Bußgeld im Park“, 21.4.2007

Nicht nur in Babelsberg gibt es Protest, auch in der Nauener Vorstadt. Zahlreiche Anwohner äußerten das in Emails und Briefen an die Stiftung. Die Hortgruppe meiner Tochter wurde bei einer „Vogelbeobachtung“ im Neuen Garten von grimmigen Parkwächtern von den Rasenflächen verjagt. Auch meine zweijährige Tochter wurde, während sie vergnügt über den Rasen rannte, von Parkwächtern vertrieben. Wie steht es mit der „Angemessenheit“? Sollen wir unsere Kinder an der Leine durch den Park führen? Oder sollen wir ihnen den Parkzutritt komplett verbieten? Meiner Erfahrung nach verhalten sich 95 Prozent der Besucher angemessen, es wird kaum rücksichtslos Rad gefahren, nicht auf den Wiesen campiert, gegrillt, nicht auf den Denkmälern rumgeklettert oder mutwillig beschädigt. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber wo bleibt die Angemessenheit? Herr Dorgerloh sagt, er sei nicht für den Mangel an Spielplätzen, Radwegen, Liegewiesen verantwortlich. Das stimmt, die Stadt Potsdam investiert in diese Art von Lebensqualität nur ein Minimum (Spielplätze sind rar in der Nauener Vorstadt!). Die Potsdamer Gärten sind ein Teil des Sozialgebildes Potsdam und keine aus dem gesellschaftlichen Kontext herausgelösten Denkmäler. Die Stiftung wird von öffentlichen Geldern finanziert, deswegen muss sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen. Intelligente Lösungen sind gefragt: Freiwilliger Parkeintritt, Entsorgungsmöglichkeiten für Hundekot, Verkehrskonzepte um die Parkanlagen, interessante Führungen, Aufklärungstafeln ...

Mathias Krenzlin, Potsdam

Gegenseitige Rücksichtnahme genügt

Sichtachsen brauchen keine Menschen, sie genügen sich selber. Am besten eine Landschaft ohne Menschen, dass scheint den Vorstellungen der schöngeistigen Kulturästheten in ihren Elfenbeintürmen zu entsprechen. Als wären die Bürger Vandalen, die selber kein Empfinden für die Schönheit unserer Parks haben. Warum eine neue Parkordnung? Seit Generationen wurde der Park von Menschen genutzt, der Natur hat es nicht geschadet. Überall Bevormundung. Der mündige Bürger scheint nicht wirklich gewollt zu sein. Wir brauchen keine neuen Gesetze und Verordnungen! Paragraph Eins der Straßenverkehrsordnung sollte uns als Richtschnur dienen: Achtung und gegenseitige Rücksichtnahme!

Robert Wecke, Potsdam-Babelsberg

Gemeinsamen Weg finden!

Ich frage mich (verzweifelt und wütend), wer dieser Stiftung endlich Einhalt gebietet, in ihrem maßlosen rückwärtsgewandten Treiben. Ich bringe meine fünfjährige Tochter mit dem Rad morgens durch den Babelsberger Park zum Kinderladen. Außer wenigen Hundebesitzern ist kein Mensch dort. Auch sonst fahre ich geleitet von einer Haltung, wie ich sie bei fast allen Radfahrern im Park antreffe: Fußgänger haben Vorrang! Jetzt muss ich mit meiner Tochter, die ein eigenes Rad fährt, durch das verkehrsreiche Babelsberg. Herr Dorgerloh stellt die Parks als ein Gebiet außerhalb der Stadt dar. Sie liegen aber mitten in der Stadt, umgeben von bevölkerungsreichen Wohngebieten. Ich sehe ein, dass man vor dem Schloss Babelsberg nicht auf der Wiese liegen soll, um den Besuchern die freie Sicht zu ermöglichen. Aber ich lasse seit Jahren mit meinen drei Kindern auf den Wiesen Drachen steigen, lege mich auch mal ins Grün und fahre im Winter mit dem Schlitten den einzigen Babelsberger Berg hinab. In Rheinsberg (auch Schlösserstiftung) versucht der Bürgermeister, Fahrradwege durch den Park zu erstreiten, eine Bürgerinitiative ist schon lange für den Schlosspark Charlottenburg in Berlin aktiv. Ich erwarte auch von Potsdam Anstrengungen in diese Richtung! Es muss ein gemeinsamer Weg für Denkmalschutz und Bürgerbedürfnissen gefunden werden! Die Verschilderung („Fahrradschiebestrecke“) und die hässlichen Metallbügel am Parkeingang zeugen nicht gerade für einen sensiblen Umgang mit dem Weltkulturerbe. In die Entscheidungen der Stiftung muss bürgerschaftlich-organisierter Sachverstand eingehen, wie ihn sich die Bürgerinitiative Park Babelsberg momentan erarbeitet. Seit 10 Jahren wohne ich am Park und erlebe die gärtnerischen Arbeiten täglich mit: mit schwerem Gerät, Wegeverdichtungen, Unkrautbekämpfungsmitteln und dem Abholzen unzähliger Bäume. Ich habe das Gefühl, dass dieses einen größeren negativen Einfluss auf den Park hat, als die Bürger, die den Park nutzen.

Martin Rothaug, Potsdam

Vandalismus-Kosten öfter veröffentlichen!

Der Neue Garten wird von vielen Besuchern nicht wie ein Schlosspark, sondern wie einst das „Volkseigentum“ in der DDR behandelt. Mit Montainbikes und Kinderwagen durchpflügt man die Grünflächen, oder „bearbeitet“ per Fahrrad die empfindlichen Sandsteintreppen am Marmorpalais; Fußballspielen ist überall selbstverständlich. Mir ist es peinlich, meinen ausländischen und entsetzten Besuchern dieses Nicht-Benehmen zu erklären. Was „Weltkulturerbe“ bedeutet, scheint hier noch nicht angekommen zu sein. In anderen europäischen Ländern ist es selbstverständlich, dass man für Park Eintritt zahlt. Es käme niemand auf die Idee, in den Giardini di Boboli oder den Anlagen der Loire-Schlösser Rad zu fahren oder zu picknicken. Vielleicht sollte man die Kosten der Stiftung für Vandalismus-Schäden öfter publizieren!

C. Bogny, Potsdam

„Geschichte aus der Plastiktüte“, 16.4.

Wenn man Herrn Dorgerlohs Parkordnungs-Schild Folge leisten würde, dürften auch keine Kinderwagen durch die Parks geschoben werden. Denn das Mitführen (also vor sich herschieben) von Fahrrädern ist ja verboten. Also muss man sich die Frage stellen, warum jemand mit Kinderwagen und vier Reifen das darf und jemand mit Fahrrad und zwei Reifen nicht? Das müsste pfiffige Rechtsanwälte doch aufhorchen lassen. Herr Dorgerloh möchte 25 Millionen Euro für seine Parkanlagen und Schlösser. Der Bürger und Steuerzahler sollte einmal bei der Politik nachfragen, ob dieses Geld nicht besser in neue Radwege und öffentliche Schwimmbäder investiert werden sollte.

Wertmann, Babelsberg

Wenn Vernunft aussetzt, muss Bußgeld nachhelfen

Man muss sich die Fragen stellen: Verschmutze oder beschädige ich durch mein Verhalten die Grünanlagen? Störe ich die Ruhe? Beeinträchtige ich das Kulturerlebnis, das ästhetische Empfinden anderer Besucher? Gefährde oder ängstige ich mit meinem Hund oder mit dem Rad andere Menschen? Bei jedem Park-Besuch trifft man auf Leute, die diese Regeln der Vernunft nicht einhalten. Deshalb bedarf es einer Parkordnung, die es ja auch immer gab. Wenn die Vernunft aussetzt, muss mit Bußgeld nachgeholfen werden. Die Parkordnung ist ein Kompromiss: Es gibt Badestellen, Liegewiesen, geduldete Radfahrstrecken. Jede Ausweitung der Regel würde den Wert der Kulturlandschaft beeinträchtigen. Unsere Stadt ist als Tourismus-, Wohn- und Arbeitsort deshalb so attraktiv, weil es hier eine einzigartige Verbindung von Kunst und Landschaft gibt. Das darf weder durch Bausünden noch durch allgemeine Achtlosigkeit gefährdet werden. Die Stadt Potsdam und unser Verein Kulturstadt Potsdam e.V. veranstalten aus diesem Grund am 3. Juni ab 15 Uhr auf der Schwanenallee den UNESCO-Welterbetag. Wir wollen dazu beitragen, das Schutzbedürfnis der Schlösser und Parks bewusst zu machen. Damit möglichst wenige Potsdamer Probleme mit der Parkordnung haben.

Fides Mahrla, Bolko Bouché, Verein Kulturstadt Potsdam e.V.

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