zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Ohne Kontakte zur Außenwelt

Die Russische Revolution nicht bemerkt Vor etwa 23 Jahren habe ich eine Reportage eines Korrespondenten der „Komsomolskaja Prawda“ über die altgläubige Familie Lykow für die damaligen „Brandenburgischen Neuesten Nachrichten“ übersetzt. Familie Lykow war aus religiösen Gründen in entlegene sibirische Gebiete geflüchtet und hatte über Jahrzehnte ohne Kontakte zur Außenwelt gelebt bis geologische Erkundungsgruppen auf sie aufmerksam wurden.

Stand:

Die Russische Revolution nicht bemerkt Vor etwa 23 Jahren habe ich eine Reportage eines Korrespondenten der „Komsomolskaja Prawda“ über die altgläubige Familie Lykow für die damaligen „Brandenburgischen Neuesten Nachrichten“ übersetzt. Familie Lykow war aus religiösen Gründen in entlegene sibirische Gebiete geflüchtet und hatte über Jahrzehnte ohne Kontakte zur Außenwelt gelebt bis geologische Erkundungsgruppen auf sie aufmerksam wurden. Korrespondent Peskow war seinerzeit zu der Einsiedlerfamilie gereist und berichtete über das tragische Ende der Familie, infolge des Kontaktes mit der "Neuen Welt". Sowohl die Revolution in Russland als auch die Weltkriege konnten von den Lykowichs nicht bemerkt werden. Lediglich die selten am Himmel brummenden Flugzeuge gaben ihnen Rätsel auf. Noch unerklärlicher waren die schnell am Nachthimmel dahinziehenden Satelliten. Peskow feiert dieses Jahr seinen 75. Geburtstag. In der „Komsomolskaja Prawda“ berichtete er über die einzige Überlebende der Familie, Tochter Agafja, die allein in der Nähe der Gräber ihrer Angehörigen lebt. Als bisher letzte Nachricht liegt ein Zettel vor, auf dem sie um getrocknete Pflaumen bittet, die die inzwischen Sechzigjährige gegen „Leibbeschwerden“ verwenden will. Das Schicksal der altgläubigen Familie hatte seinerzeit in mehr als 30 Ländern Anteilnahme erfahren und die Redaktion erhält heute noch Leseranfragen. In Schweden haben Leser sogar einen Fanclub „Agafja“ gegründet. Sie luden den Korrespondenten zu sich ein. Die Analphabetin Agafja habe inzwischen notdürftig schreiben gelernt, berichtete der. In Großbuchstaben lud Agafja auf dem letzten Zettel, alle dazu ein, sie zu besuchen. Wer also für so eine Reise das nötige Kleingeld hat und gewisse Schwierigkeiten nicht fürchtet, kann sich dem Geburtstagswunsch von Peskow anschließen, der meint, eine Urlaubsreise in diese Region sei das „Paradies“. Im Sommer will er Agafja wieder besuchen, was natürlich etwas länger dauert. Herbert Ahlgrimm, Ludwigsfelde

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })