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Lesermeinung: Ostdeutsche

Zu: „Empört wie kleine Kinder“, 20.8.

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Zu: „Empört wie kleine Kinder“, 20.8. Muss man Sozial-Politikwissenschaftler sein, um weiter diskriminierend auf die Ostdeutschen moralisch einzuschlagen? Was wurde diesen Menschen, nach der zur so genannten Wiedervereinigung nicht alles versprochen. Ich erinnere nur an die „Blühenden Landschaften“. Firmen wurden durch Abschreibungsmodelle zum großen Teil zerstört. Ehemalige Führungskräfte und Wissenschaftler wurden zum Teil entlassen, weil sie mit ihren Kenntnissen angeblich nicht mehr in das System passten. Der Westen hat Beamte aus den hinteren Reihen in Spitzenpositionen befördert, auch ohne Kenntnisse für diese Positionen. Aber, wenn etwas schief lief, wer war es? Der „Ossi“! Mehr als 70 Prozent der Ostdeutschen mussten neue Berufe erlernen oder beruflich wechseln. Das ostdeutsche Schulsystem wurde von den Finnen übernommen, jetzt lässt sich der Ministerpräsident das Schulsystem, mit dem er groß wurde, nochmals in Finnland zeigen. Ingo Juditzki, Potsdam Was gut oder schlecht war Tatsache ist doch, was in der DDR gut oder schlecht war, das können nur wir ehemaligen DDR-Bürger entscheiden. Sicher will in den neuen Ländern kaum jemand wirklich die DDR zurück haben, aber es gab zu der Zeit wohl kaum jemanden, der in so miserabler Lebenssituation, wie heute viele, leben musste. Ist es denn so verwunderlich, dass sich die Menschen gerne an solche Zeiten erinnern? Erwin Labs, Potsdam Alte abgedroschene Klischees Ich war von dem Beitrag enttäuscht. Woher nimmt Herr Schroeter das Recht, uns Ostdeutsche auf so primitive Weise erzieherisch zu ermahnen? Wäre es nicht seine Aufgabe zu ergründen, welche politischen und gesellschaftlichen Wurzeln ein solches Politikverständnis hat, wie es bei den Unionspolitikern deutlich wird? Aber nichts davon, Schroeter versucht mit den alten abgedroschenen Klischees uns weiszumachen, dass die Politiker eigentlich Recht haben, sich nur nicht richtig ausdrücken und der unterentwickelte politische Verstand der ehemaligen DDR-Bürger das Ganze erschwert. Ich hätte mir von einem Akademiker, der sich als „Ostexperte“ gibt, nicht erwartet. Noch schlimmer ist, dass Schroeter statt mit wissenschaftlich begründeten Thesen zu argumentieren, aus seiner politischen Verwandtschaft mit Stoiber und Schönbohm keinen Hehl macht. Er setzt noch einige Herabwürdigungen hinzu. Was war denn so negativ daran, dass in der DDR der Bildung, Erziehung, Betreuung von Kindern und Jugendlichen große Aufmerksamkeit gewidmet wurde? Lassen sich aus dieser Fürsorge nicht auch Ansprüche an die BRD ableiten? Wie begründen Sie denn ihre Behauptung, dass sich die Eltern erst nach 1990 richtig um ihre Kinder kümmern mussten, lernen mussten, mit ihren Kindern viel Zeit zu verbringen? Wieso haben Rechtsextremismus und Jugendgewalt ihre Wurzeln in der DDR-Vergangenheit, wenn bekanntermaßen NPD, DVU, Landsmannschaften, Treffen ehemaliger SS-Angehöriger und Ritterkreuzträger Produkte der alten BRD sind und erst im Verlauf des Wendeprozesses diese Inhalte und Probleme auch im Osten Fuß gefasst und bei einem Teil der Jugend Gehör gefunden haben? Diese Fragen zeigen, dass das Interview mitnichten zur Klärung führt, eher werden eben nur alte Klischees neu bedient. Gerhard Neubert, Werder/Havel

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