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Lesermeinung: Pflegedefizite?

Zu: Fremdenverkehrsabgabe gegen Parkeintritt. SPD und Linke haben einen Entwurf zur Gesetzesänderung vorgelegt.

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Zu: Fremdenverkehrsabgabe gegen Parkeintritt. SPD und Linke haben einen Entwurf zur Gesetzesänderung vorgelegt.Demnach muss die Stadt ab 2014 jährlich eine Million Euro an die Schlösserstiftung abführen, die damit einen Teil des Pflegedefizits in den Welterbeparks und -gärten ausgleichen will. Andernfalls wird ab 2014 der Pflichteintritt in Höhe von 2,50 Euro im Park Sanssouci eingeführt

Das vermeintliche Pflegedefizit der Schlossgärten bedarf einer kritischen Überprüfung. Ein Spaziergang durch die Parks lässt keinen eklatant schlechten Pflegezustand erkennen. Im Gegenteil, bei der Tagung von Europas großen Schlösserverwaltungen im Juni 2011 in Potsdam bekam die SPSG höchstes Lob für ihre Arbeit, u.a. „die Pflege der Gebäude und Gärten sei makellos“, eine Kuratorin des Schlosses Versailles meinte gar: „Man kann hier sehen, welche Anstrengungen Versailles noch unternehmen muss, um auf dieses hohe Niveau zu kommen“ (PNN vom 29. Juni 2011). Das spricht nicht gerade für einen schlechten Pflegezustand. „Die Schlösserstiftung rekonstruiert auf Teufel-komm-raus. Der angestrebte Idealzustand der Gärten gleicht einem naiven Wünsch-Dir-was, wobei ein nachhaltiges Unterhalts- und Finanzierungskonzept völlig fehlt.“, so Ekkehart Schöll von der Bürgerinitiative „Obwohl angeblich Geld für die Pflege fehlt, sollen die herausragend zu pflegenden Flächen noch um ein Vielfaches erweitert werden.“ (siehe „Verblühende Landschaft“, PNN vom 25. August 2012). Ob freiwillig oder nicht, es scheint Strategie der Schlösserstiftung zu sein, publikumswirksam zu rekonstruieren, ohne Pflege und Unterhalt gewährleisten zu können und nach wenigen Jahren lautstark erneut die Hand aufzuhalten. Nach zehn Jahren im Amt hat sich auch bei Generaldirektor Hartmut Dorgerloh die Erkenntnis durchgesetzt, mittelfristig das zu tun, was eigentlich von Anfang an hätte selbstverständlich sein müssen: „ Es ist mein großes Ziel, mittelfristig eine gewisse Kontinuität in der Pflege zu erreichen und wegzukommen von der Situation, wo man jahrzehntelang nichts tut und dann mit einem Riesenaufwand etwas sanieren muss.“ (PNN vom 31. Juli 2012). Und fast zwanzig Jahr nach der Gründung spielt die ganz normale Frage, wie viel Geld zur Verfügung steht und was damit geleistet werden kann, bei der Stiftung und ihren Trägern offensichtlich keine Rolle. Konjunkturprogramme sind derzeit bei der Stiftung völlig unangebracht, weil sie nicht dazu beitragen, dass zukünftig günstiger gewirtschaftet werden kann, wie z.B. bei Energiesparprogrammen, sondern jeder Euro dazu beiträgt, dass die zukünftigen Pflege- und Unterhaltskosten steigen.

Andreas L. Schlüter und Ekkehart Schöll für die Bürgerinitiative Parktag

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