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Lesermeinung: Pro-Reli-Kampagne: Wahlmanipulation und Jauchs Engagement

Pro Reli: Senat fühlt sich bestätigt Kritik an Kirchen nach der Niederlage, 28.4.

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Pro Reli: Senat fühlt sich bestätigt Kritik an Kirchen nach der Niederlage, 28.4.

Die Berliner haben sich gegen Religion als Pflichtfach in den Schulen entschieden. Der rot-rote Senat jubelt. Ein weiterer Schritt, dem Volk endlich sein „Opium“, die Religion, auszutreiben. Ob das ohne Wahlmanipulation gegangen wäre, bleibt offen. Wahlmanipulation, weil man den Volksentscheid, gegen alle fiskalische Vernunft aber bewusst, von der bevorstehenden Europawahl abgekoppelt hatte. Abgekoppelt, um eine niedrige Wahlbeteiligung zu erreichen. Niedrige Wahlbeteiligung, um das Mindestquorum von 25 Prozent aller Wahlberechtigten zu verfehlen. Denn ohne diese absoluten 611 000 Stimmen gilt jeder Volksentscheid, mit welchen Mehrheiten auch immer, als abgelehnt. Und zur Europawahl gehen mehr Wahlberechtigte. Dafür hat man sogar zirka 1,4 Millionen Euro Mehrkosten in Kauf genommen – ein Fall für den Rechnungshof. Schließlich noch die Werbung gegen Pro Reli aus Steuermitteln trotz Verbots durch das Oberverwaltungsgericht. Ob korrekte, also nicht manipulierte, Wahl den Erfolg gehabt hätte, das Grundgesetz, das ja Religion als ordentliches Pflichtfach vorschreibt, endlich auch in Berlin einzuführen, bleibt zweifelhaft. Immerhin hat eine dreiprozentige Mehrheit für die immer noch gültige sowjetische Regelung entschieden, die Religion nur als freiwilliges Fach zulässt. Deren Folgen für das Niveau der Berliner Schulen sind bekannt. Anfechtung der nicht korrekten Wahl wird zu prüfen sein. Wenn das alles nichts bringt, kann man Eltern nur noch empfehlen, auf Privatschulen auszuweichen, leider mit der Folge weiteren Niedergangs der öffentlichen Schulen. Nur für das gute Wetter war der Senat sicher nicht verantwortlich.

E.M. v. Livonius, Geltow

Demokratieverständnis a la Jauch

Da haben sich alle Vorurteile über den Osten wieder bestätigt. „In Berlin geht’s um die Freiheit“ hatte Herr Jauch gemahnt. Nach 40 Jahren Diktatur, Stasiherrschaft und Stacheldraht wählt das „gottlose“ Volk wieder die Unfreiheit. Nun Herr Jauch, hat die größte Geduld ein Ende. Es ist Zeit, ein Volksbegehren zur Aberkennung des Wahlrechtes dieser unbelehrbaren Menschen zu starten. Wahlberechtigt sind nur diejenigen, die den Freiheitsbegriff richtig verstanden haben. Denn sie hatten sie ja vorher gewarnt: „Sagen sie nicht, sie hätten keine Wahl gehabt.“

Ralf Schmegner, Potsdam 

Pflichtfach Ethik dreht das Rad der Geschichte zurück

Möglicherweise bedauert es Günther Jauch, in einer Talk-Show so offen gewesen zu sein. Nach eigenem Bekunden war er als Teenager ein provokant undiszipliniert auftretender Schüler, der Eltern, Lehrer und Mitschüler quälte. Für den Beobachter seines ‚Pro-Reli'-Engagements stellt sich die Frage, ob er damals überhaupt regelmäßig am Religionsunterricht teilgenommen hat. Von einem schlechten Schüler kann man keine Allgemeinbildung erwarten (das machen hunderte Quiz-Shows nicht wett). Wäre er Primus in Geschichte gewesen, dann käme ihm zum Thema die 1918 von revolutionären Arbeiter- und Soldaten-Räten erkämpfte Trennung von Kirche und Staat ins Gedächtnis, festgeschrieben in der Weimarer Verfassung von 1919. Man muss geschichtlich-ignorant und von Religion benebelt sein, wenn man im 21.Jahrhundert die fortschrittliche Einführung eines Pflichtfaches Ethik in der Schule zurückdrehen will.

Bernd-R.Paulke, Potsdam

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