Lesermeinung: Raubende, Erpressende – Wehrt euch, Männer!
Zu: „Außerhalb des Protokolls“, 25.5.
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Zu: „Außerhalb des Protokolls“, 25.5.
Es freut mich außerordentlich, dass Brandenburgs Gleichstellungsbeauftragte sich so wichtiger Dinge annimmt. „Das generische Maskulinum findet Anwendung“ – allein dieses Deutsch ist eine reife Leistung.
Wenn, wie von ihr verlangt, alle Gesetzentwürfe noch einmal überarbeitet wurden und danach fast doppelt so lang sind, weil ja viele Substantive in zwei Formen genannt werden müssen, sollte sie sich endlich das nächste wichtige Problem vornehmen. Es geht nun wirklich nicht länger, dass auf unseren Schreibtischen „Drucker“ stehen, dass in unseren Küchenschubfächern (oder sagt man korrekter: Küchenfächerinnen?) „Korkenzieher“ und „Flaschenöffner“, in unseren Werkzeugkästen immer noch „Hammer“ und „Schraubendreher“ herumliegen und im Garten der „Rasenmäher“ steht – die Reihe lässt sich mit einigem Spaß fortsetzen, aber es ist ein ernstes Thema!
Es ist bei uns gottlob ganz und gar selbstverständlich, dass Bürger, Minister, Studenten, Ärzte und so weiter Frauen oder Männer sind. Wer das in seinen – das Wort „ihren“ passt nun einmal nicht zu „wer“ – Wortformulierungen derart angestrengt immer wieder betont, findet es anscheinend selbst nicht so selbstverständlich – oder hat einfach zu viel Zeit für Probleme, die keine sind.
Es gibt sicher reichlich Gelegenheit, sich in Familien oder Frauenhäusern um wirkliche Sorgen von Frauen und Männern zu kümmern. Das eilfertige Hinterherrufen von Bürgerinnen, Ministerinnen und so fort geschieht übrigens auch nur bei Bezeichnungen, die einigermaßen Ehre einlegen. Noch nie habe ich sich jemand einsetzen sehen für die Formulierungen für „Räuberinnen“, „Erpresserinnen“ oder „Mörderinnen“. Vielleicht könnte man nach dem Vorbild der Studenten auch Raubende, Erpressende oder Mordende sagen? Wehrt euch, Männer! Dies schreibt eine Frau mit Beruf und Familie. D. Minke, Potsdam
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