Lesermeinung: Schenkung des Ritters Dietrich von „Bornen“ verweist auf älteres Jubiläum des Ortes
Zu: „Bornim feiert sein 725-jähriges Jubiläum“, 2.9.
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Zu: „Bornim feiert sein 725-jähriges Jubiläum“, 2.9. 2011
Das ist aber merkwürdig. Laut Potsdam-Lexikon gibt es eine erste Erwähnung Bornims um 1264, demnach könnte man 2014 schon das 750-jährige Jubiläum feiern. Vermutlich ist der Ort schon in der Zeit zwischen 1157 und 1197 angelegt worden. 1157 hatte Albrecht der Bär die slawische Brandenburg erobert und die Markgrafschaft Brandenburg gegründet. Für 1197 wird ein markgräflich-brandenburgischer Vogt auf der Burg Fahrland, nur wenige Kilometer nördlich von Bornim, erwähnt. Da ein Vogt von seiner Burg aus ein gewisses Umland kontrollierte, dürfte Bornim also spätestens 1197 bestanden haben. Die Markgrafen von Brandenburg erweiterten damals ihre Herrschaft in unserem Raum in Richtung auf die Burg Potsdam, die wahrscheinlich von 1157 bis mindestens 1197 in der Hand von Rittern des Erzbischofs von Magdeburg war. Sonst hätte der askanische Vogt 1197 sicher nicht auf der Burg Fahrland, sondern auf der strategisch wesentlich günstiger – weil an der Havel – gelegenen Burg Potsdam gesessen.
Am 28. September 1286 – vor 725 Jahren – wird die Bornimer Kirche erstmals erwähnt, als die Markgrafen Otto V. und Otto VI. von Brandenburg die Pfarrkirche des Dorfes Bornim dem Spandauer Nonnenkloster übereignen. Der Name des Dorfes Bornim erscheint aber bereits erstmals am 3. November 1264, als der Ritter Dietrich von „Bornem“ eine in Spandau ausgestellte Urkunde Markgraf Ottos III. bezeugt, mit der Otto III. dem Spandauer Nonnenkloster fünf Hufen in (Berlin-)Schöneberg schenkt. Zunächst könnte man noch zweifeln, ob sich Dietrich tatsächlich nach unserem Bornim nannte. In Frage kämen u. a. Borne (nordöstlich von Schneidlingen), Bornum (östlich von Zerbst), Bornum am Harz oder Bornum am Elm. Doch die Herkunftsnamen einiger anderer Zeugen machen es sehr wahrscheinlich, dass unser Dietrich seinen Namen wirklich von Bornim bei Potsdam ableitete. Es erscheinen auch die Ritter Arnold von Bredow (nördlich von Potsdam) und Heinrich von Gröben (östlich von Michendorf.). Noch wichtiger ist aber ein gewisser Albert von „Grobe“, womit Bornims westlicher Nachbarort Grube gemeint ist! 1265 erscheinen unsere vier Ritter wieder in der zu Spandau ausgestellten Urkunde, mit der Markgraf Otto III. Teltow das Stadtrecht von Berlin verleiht. In einer weiteren, wieder in Spandau ausgefertigten Urkunde des Jahres 1265 erklärt der Markgraf, dass Ritter Dietrich von „Bornen“, der ehemalige markgräfliche Vogt in Spandau, mit seiner Tochter vier Hufen in Seegefeld (heute Falkensee) dem Spandauer Nonnenkloster überlassen habe. Neben Dietrich bezeugen wieder die Ritter von Bredow, Gröben und Grube das Schriftstück. Die Beziehung zwischen Bornim und dem Nonnenkloster zu Spandau kam also offenbar über den sich nach unserem Bornim nennenden Ritter Dietrich zustande, der (wie auch sein Nachbar, der Ritter v. Grube) zeitweise markgräflich- brandenburgischer Vogt zu Spandau war. Möglicherweise trat seine Tochter in den Spandauer Konvent ein, deshalb die Schenkung und vielleicht auch die Übertragung der Bornimer Pfarrkirche an die Spandauer Nonnen.
Dr. Lutz Partenheimer, Universität Potsdam , Historisches Institut
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