Lesermeinung: Schloss und Verkehr
Am offenen Herzen der Republik, 3.1.
Stand:
Am offenen Herzen der Republik, 3.1. 2008
Der Text war wirklich interessant. Zwei Feststellungen treffen auch für Potsdam zu: Architektur muss von innen nach außen wachsen, so ist es absurd, für einen Landtagsneubau barocke Fenster und Raumzuschnitte zu nehmen. Zudem widerspricht es der Überzeugung vieler Baukünstler, in heutiger Zeit in der Architektursprache früherer Jahrhunderte zu entwerfen. Wegen dieser Grundüberzeugung sind Sanssouci, das Alte Museum und die Neue Nationalgalerie in Berlin so grandiose Bauwerke. Und dann gibt es ja noch ein zunächst nur (verkehrs-) technisches Problem: Der Verkehr zwischen Hotel und Landtag, wo die ursprüngliche städtebauliche Situation im südlichen Bereich des Schlosses nicht wieder hergestellt werden kann. Schon wird wieder der Ruf nach der großen Stadtumfahrung laut, mindestens die Havel in der Pirschheide zu queren, um in der „Mitte“ Lärm und giftige Abgase zu reduzieren. Sollten diese Vorstellungen in späteren Jahren Wirklichkeit werden, führt man dem wirklichen Schatz Potsdam (Gärten und Schlösser, Wasser und Grün) irreparablen Schaden zu, indem man durch Schneisen Natur- und Stadtstrukturen im äußeren Bereich zerstört. Die ISES ist zwar auch nicht das Gelbe vom Ei, aber doch eine tolerierbare Lösung.
Jochen Töpfer, Potsdam
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