Lesermeinung: Schnee in der Nacht
Verräterische SchubkarrenspurBereit zur Arbeit bei der AWO (Altenpflege) war meine Frau am Morgen vor Silvester. Sie hatte aber zwei Hindernisse vor sich: Auf der Garagenzufahrt und hinter der Gartenpforte türmten sich 1,5 Meter Schnee, der in der Nacht von „Max und Moritz“ mit einer Schubkarre dort hin geschafft worden war.
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Verräterische Schubkarrenspur
Bereit zur Arbeit bei der AWO (Altenpflege) war meine Frau am Morgen vor Silvester. Sie hatte aber zwei Hindernisse vor sich: Auf der Garagenzufahrt und hinter der Gartenpforte türmten sich 1,5 Meter Schnee, der in der Nacht von „Max und Moritz“ mit einer Schubkarre dort hin geschafft worden war. Um die Verspätung in Grenzen zu halten haben meine Frau und ich die Auffahrt freigelegt – natürlich mit etwas Wut im Bauch, denn „Max und Moritz“ nebst Erziehungsberechtigten schlummerten noch friedlich im Haus, wohin die Schubkarrenspur zu verfolgen war. Der Vater trat als erster vor die Tür. Schnell einigten wir uns über die Neuigkeit, dass sein Sohn bei der Übeltätigkeit mitgemacht hatte. Der Vater versprach, seinen Sohn zu wecken, der dann die Gartenpforte freischaufeln sollte.
Nach geraumer Zeit machte sich der Sohn an die Arbeit. Allerdings ohne sich zu melden. Er ging einer Entschuldigung aus dem Weg, die man wohl von einem Abiturienten mit Fahrerlaubnis und Auto verlangen kann. Die Entschuldigung kam auch nicht nach meinem „Guten Morgen“ , so dass ich eine solche und auch eine Erklärung zu den Motiven und den möglichen Mittätern verlangte. Es kam die Erklärung der frommen Helene: „Dies will ich nun auch ganz gewiss nicht wieder tun.“ Das Motiv, in der Nacht noch etwas Spaß zu haben, sollte auf uns Nachbarn in Zukunft nicht mehr angewendet werden. Um diesem guten Vorsatz etwas mehr Nachhaltigkeit zu geben verlangte ich dreierlei: 1. Eine Entschuldigung bei meiner Frau. 2. Den Kumpel auch von der Notwendigkeit der Entschuldigung zu überzeugen und 3. „Die Ich Gesellschaft“ von Uta Hess zu lesen. Ein Leseexemplar erhielt er sofort. Die Lektüre kann vor dem Abitur, zumindest im Interesse der älteren Generation, nicht schaden.
Leider hatte die wahre Begebenheit kein befriedigendes Ende, auch nach 24 Stunden keine Entschuldigung bei meiner Frau! So forderte ich vom Vater, den auf unser Grundstück gebrachten Schnee von seinem Sohn wieder abfahren zu lassen. Ich erntete nur die gehässige und beleidigende Frage, wo solle sein Sohn den Schnee hintun, er könne ja kein Feuerchen machen, um den Schnee zum Schmelzen zu bringen. Dem Vater ist also auch die oben genannte Lektüre dringend zu empfehlen. Frei nach Wilhelm Busch: „Bei Nachbarn sollst du fein/Gar niemals nicht ironisch sein“
Christian Grützmann, Kleinmachnow
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