Lesermeinung: Spaßbad: Mehr Geld für weniger Leistung?
Ich kann den Autoren des Gutachtens zur Bäderlandschaft in Brandenburg nur zustimmen, wenn sie zu der – für unsere Stadtverordneten offensichtlich völlig überraschenden – Erkenntnis gekommen sind, dass es in Brandenburg schon genügend Erlebnisbäder gibt. Die im Lande existierenden Bäder haben bildlich gesprochen massive Schwierigkeiten, sich über Wasser zu halten, das ist allgemein bekannt.
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Ich kann den Autoren des Gutachtens zur Bäderlandschaft in Brandenburg nur zustimmen, wenn sie zu der – für unsere Stadtverordneten offensichtlich völlig überraschenden – Erkenntnis gekommen sind, dass es in Brandenburg schon genügend Erlebnisbäder gibt. Die im Lande existierenden Bäder haben bildlich gesprochen massive Schwierigkeiten, sich über Wasser zu halten, das ist allgemein bekannt. Im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl hat Brandenburg die höchste Dichte an Spaßbädern in Deutschland. Um so merkwürdiger ist es, wenn von der Landesregierung, der Stadtverwaltung und den Stadtverordneten überhaupt noch ein Gedanke darauf verschwendet wird, den öffentlichen Haushalten in der derzeitigen Lage eine solche finanzielle Belastung aufzubürden. Außerdem gibt es in Potsdam mehr 50-Meter-Bahnen als z. B. in Nürnberg, wobei die Frankenmetropole ca. vier mal so groß ist. Die Projektplanung für Drewitz aber sieht ein Bad mit großem Erlebnisbereich und nur einem 25-Meter-Sportbecken vor. Dieses eine Becken wäre für eine Stadt mit 127 000 Einwohnern viel zu klein, wenn wie geplant die anderen Bäder der Stadt geschlossen werden müssten. Warum also sollte für viel (Förder-) Geld ein Spaßbad auf die grüne Wiese gestellt werden, dessen wirtschaftlicher Erfolg und infrastrukturpolitischer Sinn stark bezweifelt werden muss? Die Potsdamer Schwimmbäder müssten nur ordentlich saniert und evtl. um einen Erlebnisbereich erweitert werden, wie die Gutachter schreiben. Das ginge mit vergleichsweise wenig Geld und allen wäre geholfen. Außer vielleicht einer Investorengruppe, über deren Herkunft und Verbindungen zu entscheidenden Stellen hier wohl nur spekuliert werden kann. Der bereits vereinbarte Betriebskostenzuschuss der Stadt für das Drewitzer Bad in Höhe von insgesamt 14,7 Mio. € jährlich entspräche bei einer Laufzeit von 30 Jahren einem jährlichen Zuschuss von 490 000 €. Da diese Mittel bedingungslos gewährt werden sollen, wäre auch ich gern Investor. Die inzwischen festgestellte Rechtswidrigkeit der Vereinbarung würde mir dann ebenso keine Kopfschmerzen bereiten. Übrigens: Falls es in Zukunft überhaupt noch die Möglichkeit dazu geben sollte, wird es niemandem schaden, wenn er hin und wieder mal seine Bahnen in einem ganz normalen Sportbecken zieht. Ich gehöre auch zu denjenigen, die das gern tun. Schließlich soll Schwimmen gesund sein. Vom Plantschen ist derartiges bisher nicht bekannt. Ralf Wagner, Potsdam
Ralf Wagner
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