Lesermeinung: Umstrittener Umzug des Landtages
Zur laufenden Debatte über den Umzug des Landtages in die Stadtmitte Ich bin entsetzt, mit welcher Ideenlosigkeit zugunsten eines Plagiats wohl schon entschieden wurde. Das Stadtforum ist, und das meine ich wörtlich, zu einem Zustimmungsvehikel für die entscheidenden politischen Kräfte geworden, die den Anschluss an das neue Jahrhundert verloren haben.
Stand:
Zur laufenden Debatte über den Umzug des Landtages in die Stadtmitte Ich bin entsetzt, mit welcher Ideenlosigkeit zugunsten eines Plagiats wohl schon entschieden wurde. Das Stadtforum ist, und das meine ich wörtlich, zu einem Zustimmungsvehikel für die entscheidenden politischen Kräfte geworden, die den Anschluss an das neue Jahrhundert verloren haben. Der einzige Weg diesen wichtigen Platz der Stadt mit öffentlichen Leben zu erfüllen, kann nur ein Bauensemble sein, dass über die Grundmauern des nicht mehr vorhandenen Knobelsdorffbaus hinweggeht und die geborgenen Reste der Fassade nutzt, um diese als Zitate in einem geschichtlichen-architektonischen Gesamtbild des neuen Baus mit einzufügen. Die Kunst besteht darin, neuen Ideen Raum zu geben und nicht eine seit zwölf Jahren verpasste Chance zu zementieren. In Form von internationalen baukünstlerischen Wettbewerben sollte dieser Platz offen gehalten werden, um den Respekt vor den Leistungen der Alten nicht gänzlich zu verlieren. Das kostet weniger als der so genannte Wiederaufbau. Nicht nur Glas, Stahl und Beton sind Ausdruck des modernen Bauens, sondern auch räumlich gestalterische Qualitäten gehören dazu. Es wäre zu überlegen, ob dieser Ort der Geschichte durch eine brandenburgische Kunsthalle mit unterschiedlichster Nutzung nicht viel besser einer toleranten Stadt anstehen würde. Das Bauensemble könnte um ein Universitätshauptgebäude auf dem Grundstück der Fachhochschule mit angeschlossenem studentischem Wohnen und einem Parlament an der Alten Fahrt neu belebt werden. Für die Brandenburger und die vielen Besucher wäre dieser Mix sicherlich reizvoller und ließe eine „Agora“ (Markt und Volksversammlung im antiken Griechenland, Anm. der Red.) deutlicher in Erscheinung treten, als ein abgezirkelter Parlamentsbereich. Durch die Eigendynamik junger Leute und die Möglichkeit des Wohnens im Zentrum können viele nachgeordnete Service- und Dienstleitungsangebote mit einer Kunsthalle gut in Verbindung gebracht werden. Warum nicht über riesige Livescreens Konzerte oder Parlamentsübertragungen aus dem Inneren des Hauses in Richtung breite Straße übertragen ? Ich denke die älteren Mitbürger würden besser verstehen, welche Strömungen die Jugend umtreibt, so dass ein Miteinander der Generationen gefördert würde. Ingo Pehla,Potsdam Offener Brief an die Abgeordneten des Landes Brandenburg (gekürzt) Der neue Landtag als Kern zur Wiederherstellung des Alten Marktes als Neue Mitte und als Sitz der gemeinsamen parlamentarischen Vertretung für das zukünftige Land Berlin-Brandenburg in Potsdam! Wer könnte sich der Faszination dieser Vision entziehen? Aber wie sieht es mit der Bewertung der Folgen und Kosten aus? Die in der Presse diskutierten Kostenansätze lassen keine Bewertung der eingerechneten Kostenpositionen zu. NeunMillionen für die Skulpturen – so viel scheinen die Politiker sicher zu wissen – könne man ja in die Zukunft verschieben. Der Steuerzahler möchte die Schaffung dieses Symbols und die damit verbundenen Aufwändungen als erfolgreiche wirtschaftliche und persönliche Handlungsfähigkeit zukünftiger Generationen eingeordnet wissen. Daher ist die absolute Höhe der Kosten möglicherweise gar nicht so interessant. Wichtiger ist zu erfahren, welchen Stellenwert die Errichtung eines der Bedeutung des Landtages angemessenen Sitzes“ in Vergleich zu anderen Aufgaben der Landespolitik (Bildung, Wirtschaftsförderung, Kultur, Ressourcenschutz) einnimmt. Wichtig ist auch, Vertrauen zu gewinnen, in die Einhaltung des Budgets, wo doch bei öffentlichen Bauvorhaben erhebliche Kostenüberschreitungen eher die Regel sind. Außerdem interessiert den Steuerzahler, welche weiteren Folgen und der damit verbundenen Kosten er für die Umsetzung der gewählten Lösung zu bezahlen hat, die im Kostenansatz für das Schloss nicht subsummiert sind. Als Wähler und Steuerzahler frage ich daher die Politiker: Welche Priorität geben Sie einer Million für ein Symbol gegenüber einer Million für Wissensinvestitionen? Welches Volksvermögen, dessen Schaffung ich und meine Nachkommen erst noch durch Kredittilgung werden bezahlen müssen, wird mit dem Abriss gerade erst errichteter leistungsfähiger Infrastrukturen vernichtet? Das Stadtschloss als Landtag so vehement zu vertreten, macht Sie als Politiker unglaubwürdig, wenn Sie gleichzeitig keine Visionen für wesentlich entscheidendere Fragen vermitteln können. Gunnar Assmann, Werder
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: