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Lesermeinung: „Von Königen gebaut ... von Demokraten endgültig begraben“

„Eine städtebauliche Katastrophe“, 16. November 2006Günther Jauch muss geholfen werden, sein persönliches Mütchen zu kühlen.

Stand:

„Eine städtebauliche Katastrophe“, 16. November 2006

Günther Jauch muss geholfen werden, sein persönliches Mütchen zu kühlen. Da ist jemand persönlich beleidigt. Ich gebe die Initialzündung, die Politik weigert sich mir zu folgen. Welch ein Frevel!'' Vielleicht sind es diese Ich-bezogenen Denkweisen, die das Thema in die jetzige Situation gebracht haben; Die Jauchs, die Jakobs, die Speers, die Keilholzens, und andere, die noch immer nicht begriffen haben, wie Politik funktioniert. Respekt vor Andersdenkenden, nach Kompromissen suchen, Diplomatie statt Holzhammer. Nicht „Ich“, sondern das Interesse der Stadt, der Bürger. Wenn Herr Jauch „die endgültige Zerstörung der Potsdamer Mitte“ als „Einstieg in eine rot-rote Rathauskoalition“ mutmaßt, diese auch noch „piefig“ nennt, sagt das nicht nur einiges über sein Politikverständnis, sondern auch über seine Verzweiflung. Offenbar ist ihm entgangen, dass die rote SPD mehrheitlich für – die rote PDS mehrheitlich gegen – den Antrag stimmte. Wie dieses Verhalten die Grundlage für eine zukünftige Koalition sein soll, erschließt sich mir nicht. Ich jedenfalls, sehe noch keineswegs die Potsdamer Mitte zerstört und gebe die Hoffnung auf das Stadtschloss mit Landtag in der Mitte nicht auf. Vorschlag zur Güte: Alle kühlen ihr Mütchen, setzen sich danach zusammen und suchen nach dem Kompromiss, gegebenenfalls nach einer Bürgerbefragung.

Wolf-Dieter Herrmann, (Fernsehmoderator) Potsdam

Mehr politische Weitsicht und eine souveränere Entscheidung erwartet

Stadtverordnete sind zwar auch nur Menschen, aber irgendwie erwartet man von ihnen mehr, als von „Lieschen Müller“. Bei der geheimen Abstimmung schien die Entscheidung, zumindest bei einigen Parlamentsmitgliedern, von den folgenden diffusen Reaktionen beeinflusst zu sein: Mit mir nicht! Was bilden die sich eigentlich ein? Denen werde ich es mal zeigen! Wir bleiben da stehen, wo wir früher schon standen. Wahlen sind immer auch subjektiv gesteuert. Aber müssen wir uns mit Kleingeist oder Profilierungssucht abfinden? Es ging um mehr. Die Chance, die alte Schönheit der Potsdamer Mitte für die Zukunft zu gestalten, wurde verpasst. Von einem Stadtparlament hätte man mehr politische Weitsicht und eine souveränere Entscheidung erwartet.

Hiltrud Wedde, Potsdam

Von Königen gebaut ... von Demokraten endgültig begraben

In jeder Stadt hätten die Stadtverordneten jedem Investoren einen roten Teppich ausgerollt, der eine städtebaulich so zentrale Brache, dazu historisch und nachhaltig nutzbar, wieder bebaut. Zumal wenn es keine Alternative gibt. Von Königen wurde das Schloss gebaut, von Faschisten und Kommunisten zerstört und von Demokraten wird es nun endgültig begraben. Nur wenn die Stadtverordneten das Format zeigen, das einer historisch so wichtigen Stadt zukommt, kann das berühmte Stadtbild erhalten werden. Schade um diese große, verpatzte Chance.

Rolf Brenner, Potsdam

Weit beachtetes Projekt leichtfertig geopfert

Seit Monaten sind in der lokalen Presse die „amüsanten“ Ränkespiele in der Stadtverordnetenversammlung (SVV) zu lesen. Als Potsdamer Bürger bin ich stinksauer. Hat unsere Stadt solch eine SVV verdient? Ist es möglich, dass sich der „Rat“ der Stadt tatsächlich derart von Äußerungen einzelner Politiker beeinflussen lässt und nicht in der Lage ist, sich eine der Sache dienliche Meinung zu bilden? Das größte Projekt – überregional in den Medien diskutiert – wurde leichtfertig geopfert. Alle „Schlossgegner“ sollten beachten: Das Schloss mit dem Landtag hätte Potsdam auf mehrere Jahre eine gute Presse und Zuschüsse vom Land gebracht. Nun steht zu befürchten, dass die hässliche Breite Straße bleibt, inklusive Verkehrsbelastung. Die SVV erweckte den Eindruck, dass sie weder den Interessen der Bürger noch der Historie der Stadt verpflichtet fühlt.

Christian Sokoll, Potsdam

Chance für einzigartiges Altbautenensemble in Europa vergeben

Man hätte die Funktion an die Gegebenheiten des Knobelsdorff-Bau anpassen können. Es zeigt sich immer wieder, dass sich Investitionen in Denkmalpflege fast immer amortisieren (siehe Dresden). Potsdam hatte die Chance, vor den Berlinern, die historische Mitte zurück zu gewinnen. Wenn es gelungen wäre, hätte Potsdam ein in sich geschlossenes Altbautenensemble, das einzigartig in Europa wäre. Nirgendwo sonst könnte man die städtebauliche Entwicklung Preußens in solcher Vollständigkeit und Qualität studieren.

Matthias Barth, per E-Mail

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