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Lesermeinung: „Vorbildwirkung“

SPD will Verfassungsartikel gegen Rechts, 5.1.

Stand:

SPD will Verfassungsartikel gegen Rechts, 5.1. 2008

Wenn den Kindern und Jugendlichen von der Uckermark bis zur Lausitz die Orientierung fehlt, steht die Gesellschaft vor den Problemen, denen sich Herr Baaske, mit der Änderung der Landesverfassung, annehmen möchte. Vielleicht ist es jener Wertepluralismus, den sich die großen Parteien auf die Fahne schreiben, der die Jugendlichen in vermeintlich klare Strukturen und totalitäre Gruppierungen abgleiten lässt. Die Geschichte hat uns aber gelehrt, dass ein Missverständnis von Liberalität in einer Gesellschaft, dem Nachwuchs Schwierigkeiten bereitet, wie er sich zu verhalten habe. Und so wenden sich die Jugendlichen, wie am Beispiel der erstarkenden NPD zu erkennen ist, ab und suchen sich ihr Regelkorsett woanders. Wenn der Vize-SPD-Chef sich die Persönlichkeit des letzten überlebenden Widerstandskämpfers des Dritten Reichs (Philipp Freiherr von Boeselager) anschaut, müsste er feststellen, dass die Fähigkeit zu selbstständigem Denken, der größte Schutzpatron für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ist. Keine Gesetze, Sanktionen und Regeln sind so stark, wie die informellen Normen einer Gesellschaft. Dafür bedarf es die von Herrn Baaske geforderte „Vorbildwirkung“, die von ihm und seinen Kollegen mehr verlangt als nur Politik. Die Menschen verstehen unter einer demokratischen Gesellschaftsform einen ideologiefreien Raum, der es ihnen erlaubt, in einfacher Art würdig zu leben. Die Basis dafür ist unsere Verfassung, die nicht zu tagespolitischem Trommelwirbel missbraucht werden sollte.

Jan Rinsis Ludwig, Potsdam

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