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Lesermeinung: Vorsicht und Augenmaß geboten

Zu: „Disput um Ernährungsforscher“, 7.3.

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Zu: „Disput um Ernährungsforscher“, 7.3.

Als „Alt-Rehbrücker“-Bürger (Jahrgang 1940 und bis zur Flucht aus der DDR bis 1962 dort ansässig) hatte ich durch die langjährige Tätigkeit meiner Mutter, Liselotte Wüst, am Institut für Ernährungsforschung unmittelbar Einblick und Kenntnis von der Entwicklung und dem Aufbau des Instituts unter der Leitung von Professor Arthur Scheunert. Es gab viele persönliche Begegnungen mit ihm. Ich habe ihn damals als außergewöhnliche Persönlichkeit, als ausgewiesenen Gelehrten, Forscher und Wissenschaftler kennengelernt, der mir durch seine Mitmenschlichkeit und seine hohe soziale Kompetenz in Erinnerung geblieben ist. Bei meiner Konfirmation war er in der Bergholzer Kirche anwesend. Das war in einer Zeit zunehmender ideologischer Beeinflussung durch die Partei, als kirchliche Nähe verurteilt und diskriminiert wurde, eine ganz besondere Geste!

In diesen Tagen und Wochen erreichten mich nunmehr die Publikationen von R. Thimme, entsprechende Presseberichte, die umfangreichen, zum Teil sehr widersprüchlichen, Darstellungen und Stellungnahmen.

Mein Fazit: Vorsicht und Augenmaß sind hier geboten bei der Beurteilung der Fakten und Quellen, die ohne eine sorgfältige Aufarbeitung schnell zu einer leichtfertigen Verunglimpfung eines anerkannten Wissenschaftlers und Pioniers der Vitamin- und Ernährungsforschung - bis hin zu einer meines Erachtens unverantwortlichen Vorverurteilung seines Wirkens und Ansehens in der Öffentlichkeit – führen können!

Die von R. Thimme getroffenen Aussagen und Feststellungen geben sicherlich Anlass zum kritischen Hinterfragen. Hier ist Ursachenforschung, ein erweitertes sorgfältiges Quellenstudium angesagt. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung ohne journalistischen Eifer und Profilierungsbemühen – in welcher Richtung auch immer – ist dringend geboten! Ich empfehle, anerkannte Wissenschaftseinrichtungen (die Universität Leipzig und die Leopoldina und – soweit verfügbar – die Archive der Akademie der Wissenschaften) als kompetente und neutrale Institutionen mit der Prüfung der Vorwürfe und einer Klärung der Sachverhalte zu beauftragen.

Professor Hanns Stephan Wüst, Technische Universität Kaiserslautern

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