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PORTRÄT AL GORE EX-VIZEPRÄSIDENT DER USA:: „Mein Partner. Mein Freund. So dankbar.“
Seit acht Jahren haben sie nicht miteinander geredet. Jetzt umarmen sie sich wieder: Al Gore und Bill Clinton haben wieder zueinander gefunden
Acht Jahre lang sah Al Gore in Bill Clinton einen furchtbaren Tyrannen, der ihm mit einer Sexbombe seine vielversprechende politische Zukunft verstrahlt hat. Im September 2000 hatten sich Gore und Clinton im Oval Office noch einmal angebrüllt, seitdem tauschten sie weniger Worte miteinander aus als Nordkorea und die USA. Am Mittwoch standen sie plötzlich nebeneinander auf dem Flughafen von Burbank, Kalifornien, wie damals im mythischen Wahlkampf 1992, und umarmten sich fünf Sekunden lang so, als wäre nie etwas gewesen. Möglicherweise hat die außergewöhnliche Reise des ehemaligen Präsidenten nach Nordkorea zwei große Feinde miteinander versöhnt.
Dass Hillary Clinton bei diesem Coup offenbar auch einige Strippen gezogen hat, macht jenes politische Dreieck komplett, das schon damals nicht vollkommen gleichschenklig war. Die Clintons aus dem armen Süden neideten Al und Tipper Gore ihren sozialen Status in Washington; umgekehrt musste Gore schnell feststellen, dass er bei dieser Kopräsidentschaft nicht Ko sein würde. Die Entfremdung setzte sich fort. Die Lewinsky-Affäre hielten die Gores für moralisch abstoßend und politisch dumm, Hillarys Bewerbung um den Senatorenposten in New York 1998 empfand Gore als illoyal, da er sie als Behinderung seiner Wahl zum Präsidenten sah. Die persönlich-politische Freundschaft war am Ende.
Nun trafen sich wieder, fast zufällig. Hillary, die ohne Gores Niederlage gegen Bush vermutlich nie Außenministerin geworden wäre; Bill, der mit dieser Reise seine neue Identität als Elder Statesman öffentlich dokumentiert hat; und Al Gore, der 45. Vizepräsident der Vereinigten Staaten, der seit seiner umstrittenen Niederlage dick, aber erfolgreich geworden ist. Er hat den Friedensnobelpreis erhalten und einen Oscar für „Eine unbequeme Wahrheit“, seinen Dokumentarfilm über den Klimawandel, erhalten. Vor allem aber half der heute 61-jährige Gore, den Fernseh- und Internetsender Current TV ins Leben zu rufen, für den die beiden in Nordkorea inhaftierten Journalistinnen arbeiten.
Vor zwei Wochen rief Gore seinen alten Chef an und bat ihn, nach Nordkorea zu reisen. Clinton willigte ein. Vorher hatte Hillary Clinton eine Liste erstellt mit allen denkbaren Gesandten. Albert Gore stand auch auf der Liste, doch, so heißt es, der nordkoreanische Diktator habe Gore abgelehnt. Er wollte lieber Bill Clinton. Moritz Schuller