Mediaspree: Metropole der Nischen
Eines ist gewiss: Rund um die Oberbaumbrücke im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird nicht so gebaut werden, wie es die Investoren gerne hätten. Das wird nicht einmal an den Aktivisten liegen, die das Projekt „Mediaspree“ am liebsten ganz versenken möchten.
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Eines ist gewiss: Rund um die Oberbaumbrücke im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird nicht so gebaut werden, wie es die Investoren gerne hätten. Das wird nicht einmal an den Aktivisten liegen, die das Projekt „Mediaspree“ am liebsten ganz versenken möchten. Denn viele der Großprojekte, die Anrainern oder Zwischennutzern an den Ufern der Spree derzeit bange machen, sind über den Entwurfsstatus kaum hinaus. Für etliche Projekte fehlt es an Nutzern und an Geld. Auch der Bau der O2-Arena als Nukleus eines neuen Stadtviertels hat sich zehn Jahre hingezogen. Viel Zeit, zu diskutieren, was Berlin gut tut.
Egal, ob die Gegner mit ihrem Volksbegehren erfolgreich waren oder nicht – sie werden im Bezirk künftig mit am Planungstisch sitzen. Die Initiative „Mediaspree versenken“ hat in einer Stadt, die sich zusehends ihrer baulichen Möglichkeiten aber auch der damit verbundenen Gefahren bewusst wird, zum Nachdenken über eine zentrale Frage beigetragen: Welche Stadt wollen wir? Die Stadt der Großinvestoren, der ungezügelten Mietpreissteigerungen, der Verdrängung von Alt eingesessenen und der privaten Nutzung der Ufer? Oder ein Berlin, das klug seine wirtschaftlichen Entwicklungschancen nutzt, die lange unzugänglichen Ufer zurückgewinnt und Arbeitsplätze und Wohlstand für alle schafft?
Die Sorge ist berechtigt angesichts eines Baubooms und ständig neuer Pläne für Luxusresidenzen, Bürotürme oder Hotels. Milliarden werden in den nächsten Jahren verbaut – auf dem Bahngelände an der Heidestraße, am Flughafen Tempelhof, dem Kunstquartier am Humboldthafen oder dem neuen Molkenmarkt. Dass Berlin für Bauherren attraktiv ist, ist eine gute Nachricht – doch bis die Stadt wirtschaftlich boomt wie London oder New York, ist es noch lange hin. All die Brachen der Stadt sind ein Schatz, um die andere Metropolen Berlin beneiden. Das Projekt Mediaspree kann eine weltweite Ausstrahlung haben wie die Hamburger Hafencity – oder ein Beispiel werden für eine vertane städtebauliche Chance. Eine Sorge aber scheint unberechtigt: Nischen für Zwischennutzer von der Strandbar bis zum Kunstprojekt gibt es noch viele in Berlin. Und Kieze, die ein wenig Aufwertung vertragen könnten, sogar zu viele.
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