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Verkauf von N24: Nachrichten dürfen sein, sollen aber nichts kosten

Die neuen Besitzer des News-Lieferanten N 24 werden alles daran setzen, dass die herbe Budgetkürzung auf dem Schirm nicht sichtbar wird. Skepsis ist angebracht, ob dieses Wunder glücken wird.

Fernseh-Deutschland funktioniert als duales System. Die öffentlich-rechtlichen Sender geben möglichst viele Gebühren-Milliarden aus, die kommerziellen Veranstalter wollen möglichst viele Gebühren-Millionen verdienen. Jetzt wird das Fernsehreich gedrittelt. Ein Drittel für ARD und ZDF, ein zweites für RTL Deutschland, der Rest gehört der ProSiebenSat1 Media AG. Die Neuordnung läuft unter dem Code-Wort „News“. Für ProSieben, Sat 1 und Kabel eins wird das Nachrichtenbudget von jährlich 60 auf 30 Millionen gesenkt. Der am Mittwoch vom Fernsehkonzern verkaufte Nachrichtensender N 24 wird für die Zulieferung sorgen. News von draußen, News für die Hälfte: Warum kommt ProSiebenSat 1 auf diese famose Idee, nicht die RTL Deutschland für ihre Programme wie RTL und Vox? Die RTL-Gruppe gehört zum Bertelsmann-Konzern. Der will mit RTL ordentlich Geld verdienen, aber nicht zu dem Preis, dass der verlegerische Impetus die TV-Nachrichten zur Marginalie ruiniert. RTL Deutschland will seine Nachrichten nicht refinanzieren, sie dürfen bei aller Kostendisziplin kosten, was sie kosten. Das hat den Sender beim Zuschauer stark und glaubwürdig gemacht. An den meisten Abenden im Jahr liegt „RTL aktuell“ mit Anchorman Peter Kloeppel in der Akzeptanz vor den „heute“-Nachrichten im ZDF-Programm. Die Nachrichten des kommerziellen Senders erzielen Spitzenwerte beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren, für viele Zuschauer zwischen 14 und 29 sind es die einzigen Informationen während eines langen Fernsehabends.

Spielen da die Nachrichten bei Sat 1 & Co. überhaupt eine Rolle? Konzernchef Thomas Ebeling hat angekündigt, dass es im Leistungsangebot keine Einschränkungen geben werde. An der Quantität wird nicht gekürzt. Die neuen und tapferen Besitzer des News-Lieferanten N 24 werden alles daran setzen, dass die herbe Budgetkürzung auf dem Schirm nicht sichtbar wird. Skepsis ist angebracht, ob dieses Wunder der wundersamen New-Vermehrung glücken wird. Skepsis freilich auch darüber, ob der Zuschauer der auf Entertainment getrimmten Programme von ProSieben, Sat 1 und Kabel eins die qualitativen Einbußen bei der Information bemerkt. Bei aller Qual des Gedankens - aber das Schlimmste wäre, wenn die Sender dieser Fernsehgruppe ihren Zuschauern überhaupt keine Nachrichten mehr in den Programmweg legen würden. Das passiert nicht, was kein Grund für überbordende Dankbarkeit sein muss. Den Mehrheits-Eigentümern von ProSiebenSat 1, den Hegdefonds KKR und Permira, ist die Nachrichtenqualität herzlich egal, ihnen geht es um die Qualität im Bilanzergebnis. Die muss stimmen, die wird mit rund 700 Millionen Euro für 2010 stimmen. Nach dieser eisenharten Logik ist jeder Cent, der in News investiert wird, ein verlorener Cent. Hier Fernsehen zum reinen Geschäft. Brutal und brutal ehrlich.

Es gibt Tage, da zahlt der Fernsehzuschauer seine Gebühren für ARD und ZDF gerne. Und es gibt Tage, da erträgt er die Werbeinseln bei RTL mit Gelassenheit. Der Mittwoch war ein solcher Tag.

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