Wahl III: Linke: Neuer Stolz
Die Linke ist ihrem Namen gerecht geworden. Bei der Bundestagswahl 2005 trat sie noch als Scheinpartei an, als eilig zusammengeschustertes Wahlbündnis aus Ex-Sozialdemokraten (WASG) und ehemaligen Staatssozialisten (PDS).
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Die Linke ist ihrem Namen gerecht geworden. Bei der Bundestagswahl 2005 trat sie noch als Scheinpartei an, als eilig zusammengeschustertes Wahlbündnis aus Ex-Sozialdemokraten (WASG) und ehemaligen Staatssozialisten (PDS). Die Wahl jetzt zeigt: Die Linke hat sich als fünfte Partei emanzipiert. Sie hat ihren Ruf abgestreift, ein temporäres Phänomen im Schatten von Hartz-IV-Protesten zu sein. Das bedeutet: Die Linke hat in weiten Teilen die Definitionsmacht darüber erlangt, was in diesem Land als links empfunden wird. Wohl nicht von wenigen Wählern ist sie als die bessere SPD identifiziert worden, bis in die linke Mitte hinein. Mit einem Programm übrigens, das in früheren Zeiten auch als Positionspapier der SPD-Linken durchgegangen wäre. Die Stärke der Linkspartei kann in naher Zukunft aber auch eine Schwäche sein. Dann nämlich, wenn sie gezwungen sein wird, zu beweisen, dass sie tatsächlich nur regierungsfähige Links-Sozialdemokratie ist. Und die SPD wird es auf diesen Beweis ankommen lassen müssen, denn ohne die Linke wird sie eigenständig nicht mehr regieren können. Mag es die SPD bisher mit Ausgrenzung probiert haben, so wird sie jetzt die Vereinnahmung versuchen. Aus Sicht der bisher geschmähten Linken mag vieles für ein Zusammengehen mit der SPD sprechen. Die aber sollte den neuen Stolz der Linken nicht unterschätzen. Geht die Linke der Reihe nach rot-rot-(grüne) Bündnisse ein, dann arbeitet sie auch auf ihre eigenes Ende hin. Für die Linke wäre das Grund genug, unberechenbar zu bleiben. fal
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