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PORTRÄT: „Ohne Gesicht geht es nicht“

MARTIN HEIDINGSFELDER PLAGIATSJÄGER

Von Anna Sauerbrey

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Genau das hier sollte eigentlich vermieden werden: Dass einer aus der Gruppe herausgehoben wird, dass ein Klarname genannt und ein Gesicht gezeigt wird. Doch Martin Heidingsfelder ist nun zum Gesicht der Plagiatsjäger geworden, ob es den anderen passt oder nicht.

Heidingsfelder ist ein Erlanger Unternehmer, er bietet Online-Befragungen an. Und er ist der Gründer von VroniPlag, einer der Plattformen im Internet, auf denen anonyme Helfer gemeinsam an der Entlarvung von Plagiaten in Prominenten-Doktorarbeiten arbeiten. Karl-Theodor zu Guttenberg war das erste und bislang bekannteste Opfer, es folgten die FDP-Europaabgeordneten Silvana Koch-Mehrin und Georgios Chatzimarkakis und mehrere andere eher minder als mehr bekannte Politiker.

Es ist eine mühsame und kleinteilige Arbeit, hunderte Seiten auf nicht gekennzeichnete fremde Gedanken zu überprüfen. Heidingsfelder sagt, er geht dazu sogar oft in die Bibliothek, um Bücher abzugleichen. Erfolgversprechend ist die Arbeit erst im „Schwarm“. Auf der Plattform „Wikia“ gründeten sich Arbeitsgruppen, die einzelnen Helfer blieben anonym. Nicht um persönliche Profilierung soll es gehen, sondern darum, gemeinsam Größeres zu schaffen. Der Schwarm versteht sich als eigenständige Persönlichkeit, dem die Individuen untergeordnet sind. Auch Heidingsfelder fing so an, als einer von vielen auf „GuttenPlag“ arbeitete er mit am Sturz des Ministers.

Als das Wiki immer bekannter wurde, suchten die klassischen Medien nach den Gesichtern dahinter. Heidingsfelder hatte inzwischen seinen eigenen Ableger gegründet, nicht unumstritten, denn darauf wurde die Arbeit der Tochter von Edmund Stoiber untersucht, die keine „Prominente“ im engeren Sinne ist. Er gab erst unter seinem Pseudonym „Goalgetter“ Interviews, am Donnerstag schließlich outete er sich mit seinem Klarnamen. Er versteht das als Pressearbeit, um das Projekt bekannter zu machen und Mitstreiter zu gewinnen. „Ohne Gesichter geht es nicht“, sagte er dem Tagesspiegel. Vielen im Schwarm missfiel das, eine Debatte entbrannte, Heidingsfelder verlor einige seiner Verwalter-Rechte im Wiki. Weitermachen will er trotzdem. „Ich arbeite an einem sehr interessanten Fall“, sagt er. Um wen es sich handelt, will er aber noch nicht verraten. Erst, wenn 15 Prozent einer Arbeit nachweislich abgeschrieben sind, wird der Name des Autors genannt. Darauf hat sich der Schwarm geeinigt.

Anna Sauerbrey

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