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Russischer Gigantismus: Olympia im Kosmos

Die olympische Fackel auf dem Mount Everest? Darüber kann Wladimir Putin nur lachen. Er wird der Welt schon zeigen, wer den längsten, ähm, Atem hat.

Ich bin kein Freund von Gigantismus. Das liegt vielleicht daran, dass ich selber nicht so gigantisch groß bin. Wenn etwas furchtbar gigantisch daherkommt, kriege ich schnell eine Gänsehaut. Manchmal fallen mir dann die Massenaufläufe der Nazis ein. Das ist jetzt keine unziemliche Assoziation, weil die Nazis ihn schließlich erfunden haben, den olympischen Fackellauf. Ich verstehe natürlich, dass etwas geschehen musste, nachdem die Chinesen vor ihren Olympischen Spielen die olympische Flamme auf den Mount Everest getragen hatten. Auf 8848 Meter, auf den höchsten Punkt der Erde. Wenn man Wladimir Putin heißt und ist und man im nächsten Jahr im Bade- und Kurort Sotschi Olympische Winterspiele veranstaltet, ist so ein Feuer auf dem Berg ein harter Schlag. Schließlich will man doch selber protzen und der Welt zeigen, wer den längsten, ähm, Atem hat.

Die Russen haben also die Fackel inzwischen per Eisbrecher zum Nordpol gefahren, werden mit ihr zum Grund des Baikalsees in Sibirien tauchen, dem tiefsten See der Erde, und auf den Gipfel des 5462 Meter hohen Elbrus im Kaukasus-Gebirge klettern. Was die Fackel an all diesen Orten und wem sie leuchten soll, weiß ich auch nicht. Den Eisbären, dem Omul, einer Maränenart, dem Golomjanka, einem Fettfisch, oder dem Adler vom Berg?

Aber jetzt fliegt die Fackel erst einmal. Das heißt, sie rast. Ins All. Zur Internationalen Raumstation ISS. Beim Abflug sagte der russische Kosmonaut Michail Tjurin, dass die Olympia-Fackel ein Symbol für Frieden sei, und er froh sei, diese Mission zu haben. Was das mit dem Frieden auf sich hat, haben ja die Erfinder des Fackellaufes der Welt anschließend nachhaltig klargemacht. Und welche Mission, wer soll da oben missioniert werden? Wissen die Russen mehr? Ist da jemand, huhu? Noch jemand anders, als die neun ISS-Besatzungsmitglieder, huhu? Die ISS kreist in 400 Kilometer Höhe. Ha, China, möchte Putin sicher sagen, wenn er wüsste, was Ha auf Chinesisch heißt, dieses Feuerchen auf dem Hügel, lächerlich, 400 Kilometer, das bringt’s. Am Samstag sollen dann zwei Kosmonauten die Fackel auf einen Außeneinsatz mitnehmen. Das wird dann gefilmt und übertragen. Es wäre gewiss eine nette Geste, wenn sie dabei neben der Fackel auch noch die Regenbogenfahne ins Bild halten. Aber da Putin dann sicher erschrickt, ist damit eher nicht zu rechnen. Entzündet werden darf die Fackel aus Sicherheitsgründen nicht. Eine Fackel, die nicht brennt, ist nur ein Stock. Man kann das dann auch als Symbol lesen. Das ist dann der Stock, mit dem die Gegner Olympias und Freunde des Regenbogens verdroschen werden.

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