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Meinung: …Österreich

Ein Blackhawk-Hubschrauber? Kein Problem: Um 6200 Euro pro Stunde kann man ihn haben.

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Ein Blackhawk-Hubschrauber? Kein Problem: Um 6200 Euro pro Stunde kann man ihn haben. Oder einen „Leopard“-Schützenpanzer? Geht auch – um 82 Euro pro Kilometer, Sprit ist inklusive, die Besatzung nicht. Wollte man immer schon mal eine Pontonbrücke über seinen Swimming Pool – auch da hilft das Heer. Um 600 Euro pro Tag. Die Sturmboote der Pioniere sind da ein echtes Schnäppchen: Sie kosten 51 Cent die Stunde. Jeder Bootsverleih ist teurer, und wenn man selbst nicht rudern will, hat das Bundesheer das notwendige Personal. Ein Rekrut kostet acht Euro die Stunde, einen Leutnant gibt es um 21 Euro, und wenn man einen Brigadier an den Riemen sehen will, geht das auch: 43 Euro kostet ein Berufssoldat, der immerhin den vierthöchsten Rang im österreichischen Heer bekleidet – soviel wie ein Klempner.

Das, was da der Wiener „Kurier“ am Donnerstag enthüllte, ist wohl eine der kuriosesten Facetten in der Geschichte des österreichischen Verteidigungswesens. Das Heer ist nämlich käuflich. „Im Prinzip kann man bei uns alles mieten“, erklärte ein Heeressprecher dem „Kurier“. Vom Helikopter bis zum Panzer, vom Pioniertrupp bis zur Feldküche. Und auch die Garde ist zu haben.

Die Geschichte kam auf, weil ein in Wien ziemlich bekannter PR-Mensch zu seinem 50. Geburtstag die Gardemusik in seinem Vorgarten aufmarschieren ließ und ein eifersüchtiger Parlamentarier, der selbst schon mehrmals die Militärmusik angefordert, aber nie bekommen hatte, wutentbrannt dem Verteidigungsminister Freunderlwirtschaft vorwarf. Doch falsch. Im Prinzip, so heißt es nun aus dem Ministerium, sind der Bereitstellung von Personal und Gerätschaft nur wenig Grenzen gesetzt. Allerdings entscheidet das Heer bei jeder Anforderung nach eigenem Gusto, ob es ausrückt oder nicht. Zudem muss vor jeder Bereitstellung bei der österreichischen Wirtschaftskammer gewerberechtlich nachgefragt werden.

So soll verhindert werden, dass sich schlaue Häuslebauer die Pioniere anrücken und dann ziemlich preisgünstig ihre Keller ausheben lassen. Oder Baufirmen ihre Abrissarbeiten an Profis im Tarnanzug delegieren, die obendrein auch noch billiger wären als jeder Schwarzarbeiter. Real vermietet sich das Bundesheer hauptsächlich bei Dingen, die Spaß machen: Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz etwa forderte schon des Öfteren gleich mehrere Blackhawks samt Besatzung an – und ließ die Truppe dann Heli-Ballett fliegen. Auch eine Möglichkeit, seine Milliarden auszugeben.

Markus Huber

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