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Viele Berliner hängen an den alten Gaslaternen. Der Stadt sind sie einfach zu teuer.

© dpa

Historische Straßenbeleuchtung: Paten wollen Gaslaternen finanzieren - Berlin lehnt ab

Gaslaternen sollen durch Elektrolampen ersetzt werden. Nun wollen drei Hausgemeinschaften die Gaslampen selbst finanzieren, als Paten. Doch der preußische Obrigkeitsstaat macht nicht mit.

Starke Schultern sollen mehr tragen als schwache, oder? Dazu eine Geschichte. In Berlin werden bekanntlich die schönen alten Gaslaternen abgerissen und durch weniger schöne Elektrolampen ersetzt. Hauptgrund für diese Maßnahme: Angeblich sind die Elektrolampen billiger im Verbrauch. Nun haben drei Berliner Hausgemeinschaften beschlossen, dass sie die Gaslampen vor ihren Häusern privat finanzieren. Als Paten. Das ist für die Stadt Berlin natürlich das Allerbilligste. So entstehen überhaupt keine Kosten. Die Hausgemeinschaften haben sich über die Kosten informiert und je Gaslaterne für den Verbrauch und die Wartungskosten eines Jahres dreimal 250 Euro an die Stadt Berlin überwiesen.

Das Geld wurde zurückgewiesen. Eine Mitarbeiterin der Senatsverwaltung schrieb: „Eine Patenschaft ist vertraglich nicht fixiert, und Bedingungen dazu sind nicht geregelt.“

Die Spender antworteten, dass die Stadt das Geld trotzdem behalten dürfe, dann halt nicht als Patenschaft. Die 750 Euro sollten einfach irgendwie für die Erhaltung schöner alter Laternen aus Gusseisen verwendet werden. Nun schrieb die Verwaltung: „Die Beleuchtung öffentlichen Straßenlandes ist eine im Straßengesetz von Berlin verankerte Pflicht, die erforderlichen Haushaltsmittel werden im Haushalt zur Verfügung gestellt. Die Verwendung von Spenden ist für einen derartigen Zweck nicht zulässig.“ Falls die drei Hausgemeinschaften nicht bis zum 31. Mai ihre Kontoverbindung für eine Rücküberweisung mitteilten, werde das Geld der Aktion „Stadtbäume für Berlin“ zur Verfügung gestellt.

So funktionieren Bürokratien. Wie Maschinen. In Kreuzberg, Hochburg der Grünen, werden jetzt die Straßen von jeder Privatinitiative gesäubert. In unserer Straße steht seit Jahren vor einer Kneipe eine Hollywoodschaukel, ein anderes Lokal hat zum Schmuck ein altes Kanu gekauft – sicher nicht ganz billig! –, mit Erde gefüllt und bepflanzt. Das muss jetzt alles weg, obwohl sich niemand davon gestört fühlt, es liegt keine Beschwerde vor. Nur noch Tische und Stühle sollen vor den Kreuzberger Lokalen stehen, in Reih und Glied. Kein Zierrat, kein Schmuck, nichts Kreatives, nichts Privates, denn deswegen ist Kreuzberg ja so beliebt, nicht wahr, weil dort alles so aufgeräumt und so ordentlich ist.

Preußen lebt, leider nur das unangenehme Erbe von Preußen, der Obrigkeitsstaat, und nicht etwa die Sparsamkeit oder die Pünktlichkeit. Preußen ist jetzt grün. Bürokratien bleiben in mancher Hinsicht immer gleich, egal, ob der Kaiser regiert, die große Koalition oder die Grünen. Spenden? Bürgerschaftliches Engagement? Hollywoodschaukeln? Hauptsache, die zulässigen Bedingungen der im Gesetz verankerten Pflicht sind für einen derartigen Zweck geregelt.

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