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Weiß oder rot? Um die Farbe des brandenburgischen Wappentiers gibt es Streit.

© dpa

Märkischer Adler im Landtag: Schwarze Kunst

Brandenburgs CDU macht einen Rundflug im Tal der Ahnungslosen: Sie will einen roten Testvogel spendieren. Mit einem echten Verständnis von Kunst und Freiheit hat das wenig zu tun, meint Peter Tiede.

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Es böten sich Mätzchen an: „Die haben einen Vogel“ oder „Bei denen piept’s“. Doch es ist ernst. Jedenfalls der CDU-Fraktion im Landtag Brandenburg. Deren Abgeordnete haben noch keine Minute im neuen Plenarsaal gesessen – und schimpfen schon („wie die Rohrspatzen“?). Ausgerechnet die Schwarzen beschweren sich darüber, dass der Adler im künftigen Plenarsaal nicht rot ist. Dass der Wappenvogel weiß vor weißer Wand (mit Schatten) hängen soll, hat Architekt Peter Kulka vorgeschlagen. Eine künstlerische Entscheidung. – Kunst!? Die CDU sieht Rot! Sie will einen roten Testvogel spendieren – aus der steuermittelgefüllten Fraktionskasse. Und schießt damit einen Vogel ab. Denn Abgeordnete sollten in der Lage sein, die Entscheidung des Architekten und der Kunstkommission des Landtages zu ertragen (selbst getrieben von der Furcht, Rot als Feinbild aus den Augen zu verlieren). Dass die CDU in Sachen Wappenvogel auf Ausflug ins Tal der Ahnungslosen ist, zeigt ein einfaches Beispiel: Der Bundesadler im Bundestag. Eigentlich schwarz auf goldgelbem Grund, hängt dort die „Fette Henne“ grau vor Glas. Auch wenn der Bund bei seinem Adler künstlerische Ausgestaltungen einräumt und Brandenburg nicht dezidiert: So viel Freiheit sollte sein. Denn die Kunst der Freiheit zeigt sich in der Freiheit der Kunst. (pet)

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