Meinung: „Unternehmen sollen für die Lehre zahlen“
Sie hat ein ehrgeiziges Programm, als sie im Herbst 2000 Präsidentin der Universität des Saarlandes wird: „Wissenschaftliche Exzellenz“ in Forschung und Lehre will Margret Wintermantel erreichen. Im Elite-Wettbewerb für die deutschen Universitäten stemmt die 58-jährige Psychologin – Forschungsschwerpunkt: Interaktion von Mensch und Technik – mit ihren Kollegen dann zwei Anträge.
Sie hat ein ehrgeiziges Programm, als sie im Herbst 2000 Präsidentin der Universität des Saarlandes wird: „Wissenschaftliche Exzellenz“ in Forschung und Lehre will Margret Wintermantel erreichen. Im Elite-Wettbewerb für die deutschen Universitäten stemmt die 58-jährige Psychologin – Forschungsschwerpunkt: Interaktion von Mensch und Technik – mit ihren Kollegen dann zwei Anträge. Sie scheitert in der Vorrunde. Vorerst wird ihre Universität zu den Hochschulen zählen, die im immer härter werdenen Konkurrenzkampf um Forschungsförderung an den Rand gedrängt werden könnten.
Bisher war die Präsidentin der einzigen Universität des kleinsten deutschen Flächenlandes in der Öffentlichkeit nicht besonders präsent. Aber wenn Wintermantel heute in Bonn zur Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz gewählt wird – was als sicher gilt – bringt sie aus dem Saarland Erfahrungen mit, aus denen sie ein Programm schmieden kann: Das Saarland hat seiner Uni zwar finanzielle Autonomie gewährt, stellt ihr in einem Globalhaushalt den Staatszuschuss zur freien Verfügung. Aber zehn Millionen Euro fehlen, um Forschung und Lehre auch nur auf dem bisherigen Niveau zu sichern.
Zum Wintersemester 2007/ 2008 will Wintermantel Studiengebühren einführen. Dabei muss sie fürchten, dass die Studierenden ins gebührenfreie Rheinland-Pfalz abwandern. Deshalb hat die Präsidentin dem Land eine Vorfinanzierung abgehandelt, mit der parallel zur Gebühreneinführung die Qualität der Lehre so verbessert werden soll, dass die Studenten bleiben.
„Klein aber fein“ ist das Motto, das Wintermantel nicht nur ihrer Uni verordnen will. „Wir werden eine Differenzierung in der Hochschullandschaft haben“, sagte Wintermantel gestern dem Tagesspiegel. Hochschulen, die bei der Eliteförderung leer ausgehen, könnten künftig weniger Forschungsmittel bekommen. Kleine Unis sollten durch Kooperationen für die „kritische Masse“ in einigen Bereichen sorgen, um der reichen Konkurrenz die Stirn zu bieten. Saarbrücken setzt auf einen Schwerpunkt Informatik – und hat Soziologie und Orientalistik eingestellt.
Die deutschen Unis ringen unter widrigen Umständen um Exzellenz. Bevor ab 2010 auch noch der „Studentenberg“ kommt, will Wintermantel die Unternehmen in die Pflicht nehmen. Sie sollten sich an der Finanzierung von Studium und Lehre beteiligen, Professuren stiften und Stipendienfonds auflegen.