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Über afghanischen Gipfeln keine Ruh: Ein Isaf-Soldat steht auf einem Hügel in der Provinz Takhar. Am Samstag ist ein deutscher Soldat in Afghanistan getötet worden.

© AFP

Afghanistan: Verlustreicher Rückzug

In Afghanistan ist erstmals seit fast zwei Jahren wieder ein deutscher Soldat getötet worden. Die Taliban demonstrieren ihre Stärke mit einer Frühjahrsoffensive, die für die Zeit nach dem Abzug Schlimmes befürchten lässt.

Fast zwei Jahre lang hatten die deutschen Streitkräfte in Afghanistan keinen Toten zu beklagen – eine gefühlte Ewigkeit. Dass der Einsatz am Hindukusch in dieser Zeit etwas aus dem deutschen Fokus geraten ist, mag auch daran liegen. Nun aber ist wieder ein Bundeswehrsoldat in Afghanistan gefallen. Sein Tod ruft einmal mehr in Erinnerung, wie gefährlich der Einsatz für einheimische und internationale Kräfte ist. Vor allem aber zeigt der Vorfall in Baghlan, wie mächtig die Aufständischen in Afghanistan auch im Jahr 2013 noch sind. Selbst professionell ausgebildete Eliteeinheiten aus dem Ausland sind nicht gegen ihre Angriffe gefeit. Der Tod des deutschen KSK-Soldaten wirft die Frage auf, wie die Afghanen nach dem Abzug internationaler Truppen Ende 2014 mit den Aufständischen in ihrem Land fertig werden sollen. Denn die sind, im Gegensatz zur afghanischen Polizei und Armee, offenbar bestens für den Kampf gerüstet. Den afghanischen Sicherheitskräften aber mangelt es an Erfahrung und Equipment – auch wenn ausländische Generäle und Minister nicht müde werden, das Gegenteil zu behaupten.

Der Abzug aus Afghanistan Ende 2014 ist für die internationalen Truppen der Nato beschlossene Sache. Für ihre Soldaten hat das Sterben dann zumindest in diesem Teil der Erde ein Ende. Für die Afghanen aber wird es weitergehen. Hohe Verluste sind absehbar, wenn die Nato oder andere Organisationen den afghanischen Sicherheitskräften nicht auch in Zukunft unter die Arme greifen. Das gilt für die Planung von groß angelegten Operationen ebenso wie für die Unterstützung am Boden und aus der Luft. Die dafür nötige Infrastruktur, etwa Kampfhubschrauber oder gepanzerte Fahrzeuge, sind bei den afghanischen Sicherheitskräften schlicht nicht vorhanden. Und bislang zeigen sich die in Afghanistan eingesetzten internationalen Streitkräfte von der Idee, den Einheimischen Material zu überlassen, nur wenig begeistert.

Ohne fremde Hilfe aber sind die afghanische Armee und Polizei den Aufständischen ausgeliefert. Die Frühjahrsoffensive der Taliban ist erst der Anfang. Es wird sicherlich nicht bei den acht Toten vom Sonntag bleiben.

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