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Meinung: Vom Krieg berauscht

Konservative können leichter mit Geld um sich schmeißen, Liberale leichter in den Krieg ziehen. Der Grund dafür ist einfach: Konservative gelten als ökonomisch versiert, also - denken viele - werden sie schon wissen, was sie tun.

Konservative können leichter mit Geld um sich schmeißen, Liberale leichter in den Krieg ziehen. Der Grund dafür ist einfach: Konservative gelten als ökonomisch versiert, also - denken viele - werden sie schon wissen, was sie tun. Liberale wiederum gelten als besonders friedliebend, also - denken viele - wird der Feldzug wohl notwendig sein. In Amerika wurde diese politische Grundregel am 11. September vorübergehend außer Kraft gesetzt. Die Wirkung der Terroranschläge war dermaßen gravierend, dass die Regierung von Präsident George W. Bush plötzlich alles durfte. Was immer sie tat, wurde ohne nähere Prüfung für gut geheißen. Das Militär wurde in den Mittleren Osten entsandt, der Staatshaushalt erheblich angefressen. Wer wird schon kleinlich sein, wenn eine ganze Nation von einer Bande Terroristen herausgefordert wird?

Diesen Blankoscheck aller Patrioten löst Bush ungeniert ein. Wenn nicht jetzt, wann dann?, mag er sich fragen. Noch ist die demokratische Opposition wie gelähmt, nur langsam greift ihr Vorwurf, die Bush-Regierung verprasse zum Wohle der Reichen gerade den mühsam angesammelten Überschuss im Staatshaushalt. Dabei sind die Zahlen eindeutig: Vor einem Jahr rechnete die Administration mit einem Überschuss von 231 Milliarden Dollar für dieses Jahr. Inzwischen erwartet sie ein Defizit von 106 Milliarden Dollar. Das ist der größte Etat-Absturz in den USA seit 1952, als der Krieg in Korea tobte.

Um das Maß voll zu machen, hat Bush jetzt seine Pläne für den Verteidigungshaushalt vorgestellt. Um 48 Milliarden Dollar soll der Etat auf insgesamt 379 Milliarden Dollar steigen. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr - der größte Sprung seit zwei Jahrzehnten. Krieg ist teuer, sagen die Republikaner, und wer Einwände dagegen erhebt, wird als miesepetriger Schwächling verhöhnt. Doch so einfach wird es nicht. Es stimmt, dass das Minus im Staatshaushalt mehrere Ursachen hat - zum Krieg kommen die Rezession und die drastische Steuersenkung, die auch mit Stimmen vieler Demokraten beschlossen worden war. Eingerechnet ist ebenfalls bereits ein 90-Milliarden-Dollar-Paket, mit dem die Wirtschaft angekurbelt werden soll. Aber genauso richtig ist, dass Bush mit dem Geld nur so um sich wirft. Ein bisschen Augenmaß wäre selbst im Kriege nicht verkehrt.

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