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Annalena Baerbock, Außenministerin, ist nicht die Einzige, die Deutschland in der Sicherheitspolitik vertritt.

© picture alliance/dpa/Christophe Gateau

Was macht eigentlich die Außenministerin?: Baerbock muss eine Generalin der Tat werden

Der neue Verteidigungsminister ist auch für seine Kabinettskollegin eine Herausforderung. Annalena Baerbock droht ins Hintertreffen zu geraten.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Boris Pistorius, der ganz Neue, hat schon gleich Ansagen gemacht. Mit denen lässt er nicht nur aufhorchen - sie können auch direkt zu konkretem Handeln führen. Überall, ob bei der Ausrüstung, Ausstattung oder Ausrichtung der Bundeswehr bis hin zu Veränderungen auf dem Heimatboden, bei der Territorialverteidigung. Einen Tag im Amt, und Pistorius klingt, als habe er nur darauf gewartet, loszulegen.

Seine Ansagen, seine Präsenz, lassen zugleich eine gewisse Form von Nichtpräsenz seiner wichtigen Kollegin im Kabinett hervortreten: Annalena Baerbock. Dabei ist sie nicht nur einen Tag, sondern schon mehr als ein Jahr im Außenamt.

Doch ist seither zum Beispiel nicht einmal richtig geklärt, was genau feministische Außenpolitik sein soll. Was soll sie aus Baerbocks und Außenamtssicht alles wie umfassen? Das möchte man schon gerne wissen. Immerhin handelt es sich um ihr offenkundig wichtigstes Projekt und um einen Leitfaden deutscher Außenpolitik.

Oder: Was genau sind die Kriterien „wertegeleiteter Außenpolitik“, noch so eine von Baerbocks Chiffren? Worin unterscheidet die sich von der Politik ihrer Vorgänger, darunter der des heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier? Bisher hat Baerbock vor allem Worte darüber verloren.

Wie überhaupt über so vieles. Ukraine, China, Nahost, Israel, Iran im Besonderen, Türkei, der Balkan, der nach ihr und um Hilfe ruft. Und was ist mit dem Verhältnis zu Frankreich? Brasilien, das am Scheideweg steht und um Demokratie kämpfen muss, zugleich enorm wichtig ist fürs Weltklima – das Thema hat ihr jüngst Steinmeier abgenommen.

Das wirkt fast so, als würde es ihm, dem Altmeister, zweimal Außenminister, jetzt allmählich reichen. Das Bismarck-Zimmer im Außenamt umzubenennen, ist noch keine Strategie.

Wenn Steinmeier eines ist, dann ausdauernd. Frag nach im Außenministerium: Er bewirtschaftet die Themen, erwartet Konzepte, Ideen, Vorausschau. Bis heute ist das so, so wie früher.

Leitsatz: Man kann ja nie wissen, muss aber mehr wissen. Und wissen wollen. Dann kam man vielleicht auch verhandeln und vermitteln, in Konflikten, Kriegen, anderswo. Und nicht nur sich selbst in der Öffentlichkeit vermitteln.

Darin ist Baerbock besser als ihre Vorgänger. Dass sie inhaltlich führen würde, ist hingegen noch nicht bekannt geworden. Obwohl ja ansonsten ja vieles von ihr bekannt gemacht, bekannt gegeben wird. Hierin ist ihr Ressort stark.

Aber eigentlich doch auch sonst. Schließlich hat das Außenministerium eigene Divisionen - Heerscharen von klugen Köpfen für viele kluge Papiere. Die manchen Kampf wert sind. Vom neuen „roten General“, von Boris Pistorius, kann Annalena Baerbock da vielleicht bald noch einiges lernen.

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