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Nach über dreieinhalb Jahren Betrieb: Flüchtlingsunterkunft Tegel ist leergezogen – vorerst keine Geflüchteten mehr vor Ort
Es war Deutschlands größte Flüchtlingsunterkunft. Jetzt sind keine Bewohner mehr vor Ort. Doch das bedeutet nicht das Ende des Unterbringungsstandorts.
Stand:
Nach über dreieinhalb Jahren Betrieb hat die vorerst letzte geflüchtete Person die Notunterkunft Tegel verlassen. Das geht aus einem internen Schriftwechsel des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) mit dem Betreiber der Unterkunft, dem Deutschen Roten Kreuz Sozialwerk (DRK), hervor, der dem Tagesspiegel vorliegt.
Demnach ist die Unterkunft, die zeitweise Deutschlands größte Flüchtlingsunterkunft war, komplett leergezogen worden. Alle Bewohnerinnen und Bewohner wurden in andere Unterkünfte verteilt. Die letzte Bewohnerin verließ Tegel nach Tagesspiegel-Informationen am Donnerstagmittag.
In einer E-Mail an seine Mitarbeitenden dankte der kommissarische LAF-Präsident Steffen Weickert den Beschäftigten, die „mit so viel Herz und Engagement“ an diesem Projekt gearbeitet hätten.
Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 wurde das Ankunftszentrum in Tegel aufgebaut, um dort tausende ukrainische Geflüchtete zu registrieren, unterzubringen und in andere Teile Deutschlands weiterzuverteilen.
Ursprünglich nur als Übergangsunterkunft gedacht, entwickelte sich der Standort zur langfristigen Unterkunft. Manche Geflüchtete lebten dort länger als zwei Jahre. Berlin brachte ab Ende 2022 auch Asylsuchende aus anderen Ländern in Tegel unter. Noch im Herbst 2024 lebten in den ehemaligen Terminals und in auf dem Flughafengelände aufgebauten Leichtbauhallen über 5000 Menschen. Wegen der engen Wohnverhältnisse und fehlenden Privatsphäre vor Ort sowie der extrem hohen Kosten stand die Unterkunft immer wieder in der Kritik.
Der LAF-Präsident erinnerte in seinem Schreiben von Donnerstag daran, wie das Ankunftszentrum unter Druck starten musste. Es habe weder ein Verteilsystem noch Aufnahmekapazitäten bundesweit gegeben, während durchweg weitere Busse und Züge Tag und Nacht Berlin angesteuert hätten. „Was hier geleistet wurde, um diesen Menschen schnellstmöglich eine Grundversorgung zur Verfügung zu stellen, ist unbeschreiblich und nicht in Worte zu fassen“, schrieb Weickert.
Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) hatte im Sommer angekündigt, die Unterkunft bis Ende des Jahres freiziehen zu wollen. Allerdings bedeutet das nicht das Ende des Standorts als Flüchtlingsunterkunft: Im Januar soll im ehemaligen Terminal C eine Notunterkunft für bis zu 500 Personen entstehen. Im weiteren Verlauf des Jahres ist angedacht, dort ein reguläres Registrierzentrum für Geflüchtete nach den neuen Regeln der Europäischen Union aufzubauen. Dazu soll es eine Container-Unterkunft mit Platz für bis zu 2700 Geflüchtete vor Ort geben. Die Unterbringung in den umstrittenen Leichtbauhallen soll nicht mehr fortgeführt werden.
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