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Für den neuen Opel Mokka GSE stand der Mokka GSE Rally Pate

© Opel

Opels schnellster Stromer: Der Mokka GSE hat mit der Rallye-Version vieles gemeinsam

Zum Testen solch eines Wagens ist die alte Formel-1-Piste bei Madrid genau richtig. Erst recht, wenn zuvor ein junger Champion die Fähigkeiten des Rallye-Renners demonstriert, der für die Serienversion Pate stand

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Ein Rennwagen, der nur flüstert? Wo bleiben da die Emotionen? Das Publikum will die entfesselten Pferdestärken doch auch hören, selbst wenn sie geräuscharm in einem E-Motor toben.

Also stellt Calle Carlberg, im Herbst frischgekürter Sieger der Junior European Rally Championship, nach dem Starten des elektrischen Opel Mokka GSE Rally den „Sound“-Schalter auf „On“, und die irgendwo im Wagen versteckten Lautsprecher donnern los, wie man das von einem auf Motorsport getrimmten, 281 PS starken Kraftpaket erwarten darf.

Spritztour mit dem Champion

Kleine Spritztour gefällig? Nicht irgendwo, sondern auf der ehemaligen Formel-1-Rennstrecke Circuito del Jarama bei Madrid, die hier und da durch rotweiße Hütchen als zusätzliche Schikane noch verschärft wurde. Zur Begrüßung kleiner Händedruck vom Champion, die Ampel zeigt Grün – und los!

Der Mokka GSE Rally wird im kommenden Jahr beim ADAC Opel GSE Rally Cup seine Runden drehen.

© Andreas Conrad

Gut, dass der Helm eng sitzt, der Sechs-Punkt-Gurt straffgezogen ist. Denn es folgt nicht etwa ein elegantes Dahinjagen auf der Ideallinie im Stil von Jackie Stewart, Emerson Fittipaldi, James Hunt oder Niki Lauda, die alle hier schon gesiegt haben. Der 25-jährige Schwede ist schließlich Rallye-Pilot, und so einer driftet lieber quer durch die Kurven als sie sauber auszufahren. Auch findet er es ganz normal, mit hohem Tempo auf ein Hütchen-Ensemble zuzurasen, den Wagen dahinter mit einer Schleuderkehre herumzuwerfen und dies gleich zweimal hintereinander. Gekrönt wird die kleine Rallye-Show mit einer 90-Grad-Drehung auf der Stelle, bevor der Wagen mit seinem überaus gelassenen Piloten und dem schwer beeindruckten Fahrgast die Strecke durch ein Schlupfloch langsam verlässt. Der Soundgenerator ist nun verstummt.

Der junge Schwede Calle Carlberg, hier vor dem Mokka GSE Rally, wurde in diesem Jahr Sieger der Junior European Rally Championship.

© Andreas Conrad

Mit 16 Jahren hat Calle Carlberg mit dem Rallyesport begonnen, oft war sein Vater Torbjörn Carlberg der Copilot. Auch beim Rennen in Kroatien, das ihm im ADAC Opel Rally Junior Team schon vor Saisonende den Titel als Europameister einbrachte, war Papa an seiner Seite, wie er erzählt. Da fuhr er noch den Corsa Rally4, einen Dreizylinder-Benziner mit Turboaufladung, aber ob er nun in einem hochgezüchteten Verbrenner sitzt oder in einem Corsa e-Rally wie 2023 beim ADAC Opel Electric Rally Cup „powered by GSE”, macht für ihn keinen großen Unterschied. Einen Benziner müsse er eben schalten, der E-Rennwagen sei schwerer – aber darauf kann er sich offenbar problemlos einstellen.

Einen Tag auf dem Circuito del Jarama als Beifahrer zu beginnen, macht schon Lust, es einmal selbst zu versuchen. Freilich nicht in solch einer sehr speziellen Rennmaschine, doch immerhin im neuen Opel Mokka GSE, der schließlich bei Opels zweitägigem „Dynamic Media Event“ im Mittelpunkt steht.

„Schnellster vollelektrischer Serien-Opel“

Eine zudem naheliegende Reihenfolge, schließlich ist der Mokka GSE als neuer Zuwachs der Modell-Familie nicht nur die flotter frisierte Variante des Standardwagens. Vielmehr wurde zunächst der Mokka GSE Rally und erst dann der „bisher schnellste vollelektrische Serien-Opel“ entwickelt, der alltagstaugliche Mokka GSE eben, der „vom Rallye-Prototyp inspiriert“ sei und „Rallye-Feeling auf die Straße“ bringe – so umschreibt man es beim Hersteller.

Viele Komponenten des Opel Mokka GSE sind mit denen der Rallye-Version identisch.

© Opel

Vielen Komponenten und ihre Werte seien bei beiden Modellen identisch, die 281-PS-Maschine etwa mit 345 Nm maximalem Drehmoment, der 54 kWh-Lithium-Ionen-Akku und alle anderen Hochvolt-Bauteile. Auch bei Lenkung, Bremsen, Stoßdämpfern, Fahrwerk habe die Rallye-Version beim Mokka GSE Pate gestanden – kurz, er ist „a rally car for the road“, wie Calle Carlberg lobt.

„A rally car for the road“

Das soll nun bei zwei Runden auf der alten Formel-1-Piste selbst erlebt werden, die erste noch in moderatem Tempo, die zweite schon schneller, vorneweg ein Instrukteur, der per Funk Anweisungen gibt. Selbstverständlich wird im Sportmodus gefahren, bei dem erst, anders als bei „Normal“ und „Eco“, die volle Leistung abgerufen und die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h möglich wird.

Nun gut, nicht hier auf diesen kurvenreichen 3,4 Kilometern und schon gar nicht mit so wenig High-Performance- und erst recht keiner Rennerfahrung. Aber eine Ahnung von den Fähigkeiten des Wagens bekommt man doch, allein schon dadurch, dass die beiden Runden ohne Komplikationen bewältigt werden. Die lange Start- und Zielgerade verlockt geradezu zum energischen Tritt aufs Pedal, der den Wagen in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 bringt. Der zunehmende Abstand zum vorderen Wagen lässt sich so leicht wieder reduzieren.

Die Kurve kurz danach, benannt nach der Rennfahrerlegende Juan Manuel Fangio, hätte dieser zweifellos ganz anders genommen, vielleicht sogar über die Fehler des Anfängers gelacht. Aber egal, der Wagen mit seinen hart zupackenden Bremsen und der präzisen Lenkung kommt nicht mal in die Nähe der Auslaufzone, hier nicht und im weiteren Streckenverlauf auch nicht.

Interessant wäre jetzt gewesen, die dabei wirkenden G-Kräfte zu studieren, schließlich verfügt der Mokka GSE über eine entsprechende Anzeige. Aber dafür war im Kurvenkarussell nun wirklich keine Zeit. Und auch für den genaueren Blick auf Design und Ausstattung des Wagens ist so ein obgleich nur vorgegaukeltes Rennen nicht das Richtige, anders als tags zuvor die Fahrt über die Autobahn und die Landstraßen um Madrid, auf einer kurvenreichen, die Rallye-Qualitäten des Wagens bestätigenden Strecke. Dass dabei hin und wieder, mal rechts, mal links, die Lämpchen des Toter-Winkel-Warners ohne Not aufleuchteten, blieb die einzige Irritation.

„Goldenes Lenkrad“ als bester Kleinwagen

Um den soeben als „Bester Kleinwagen“ mit dem „Goldenen Lenkrad 2025“ ausgezeichneten Mokka GSE von der Standardversion zu unterscheiden, muss man schon etwas genauer hinschauen. Das Design sei „angereichert um Akzente im Rallye-Look“, heißt es bei Opel. Am deutlichsten ist das an den mit dem Schriftzug GSE verzierten Schwellern, den aerodynamisch verbesserten 20-Zoll-Leichtmetallrädern, den gelb lackierten Bremssätteln und der optional schwarz lackierten Motorhaube.

Das oben und unten abgeflachte Lenkrad ist dagegen Mokka-Standard, ebenso die optisch gelungene Zusammenfassung aus digitalem Fahrerinfodisplay und Farb-Touchscreen zur Panorama-Einheit, die das zentrale, vom Visier eines Motorradhelms inspirierte Stilelement der Fahrzeugfront wiederholt. Zusätzlich prunken die Bildschirme mit dem GSE-Logo und speziellen Farben, auch kann man auf dem Touchscreen die Performancedaten des Wagens, die Beschleunigungswerte und nicht zuletzt die bei rasanter Fahrt auf den Körper einwirkenden G-Kräfte abrufen.

Die dunklen Materialien geben dem Wageninneren des Opel Mokka GSE etwas Höhlenartiges.

© Opel

Guten Seitenhalt bieten dabei die Sportsitze mit integrierten Kopfstützen, dank Alcantara-Bezügen mit auffälligem weißen Mittelstreifen von edler Anmutung. In Alcantara sind auch großflächige Einsätze der Türen gehalten, wodurch sich freilich ein Stilbruch mit daran sich anschließenden, nicht gerade edel wirkenden Plastikverkleidungen ergibt. Auch hat man sich im Innenraum insgesamt für sehr dunkle Materialien entschieden, was diesem doch etwas Höhlenartiges gibt.

Der Corsa als futuristische Designstudie

Ausgestattet ist der Mokka GSE bereits serienmäßig mit zahlreichen Sicherheitssystemen, vom blendfreien „Intelli-Lux Matrix Licht“ über den automatischen Geschwindigkeits-Assistenten bis hin zur 180-Grad-Panorama-Rückfahrkamera – Hilfsmittel, auf die Calle Carlberg verzichten muss, wenn er im kommenden Jahr beim ADAC Opel GSE Rally Cup im Mokka GSE Rally seine Runden dreht: ABS, ESP, Spurhalte-Assistent oder Traktionskontrolle wären für einen Rallye-Piloten doch kontraproduktiv.

Fahrbereit gibt es die Designstudie Opel Corsa GSE Vision Gran Turismo nur in Sonys Autorennport-Simulator „Gran Turismo 7“.

© Opel

Auch im Opel Corsa GSE Vision Gran Turismo, der bei der Mokka-Vorstellung eine immerhin Aufsehen erregende Nebenrolle spielte, muss man ohne solche Assistenten auskommen, benötigt sie auch nicht. Zwar werden für den futuristisch wirkenden Wagen 800 PS Systemleistung, 800 Nm Drehmoment, eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2 Sekunden und 320 km/h Spitze angegeben, aber diese Werte sind fiktional wie das ganze Auto: Es ist eine bloße Designspielerei, eine nicht fahrtüchtige „High-Performance-Studie“, geeignet, eine neue, bei künftigen Modellen zumindest teilweise aufgegriffene Formensprache auszuprobieren, die Social-Media-Welt zugunsten künftiger Opel-Käufe in emotionale Wallungen zu versetzen und die Gamer-Szene gleich mit.

Denn wenngleich sich der visionäre Corsa nicht real steuern lässt, in den Fuhrpark der aktuellen, seit Ende September verfügbaren Version von Sonys Autorennport-Simulator „Gran Turismo 7“ ist er aufgenommen, einsetzbar auf Playstation 4 und 5. Lautete der legendäre Slogan für den von 1968 bis 1973 gebauten Opel GT noch „Nur fliegen ist schöner“, müsste es zeitgemäß jetzt also heißen: „Nur spielen ist schöner.“

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