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Stark und elegant: Polestar4 (vorne) und Polestar 3.

© Foto: Polestar

Polestar: Gutes Doppel

Das junge Unternehmen bringt mit dem luxuriösen SUV Polestar 3 und dem innovativen Coupé-SUV Polestar 4 gleich zwei elektrische Modelle mit exzellentem Design und sportlicher Performance

Stand:

Mit einer Doppelpremiere positioniert sich das schwedisch-chinesische Unternehmen Polestar erneut als ausgesprochen innovatives Unternehmen. Zwei Fahrzeuge auf einen Schlag zu bringen, ist für das vergleichsweise kleine und erst sieben Jahre bestehende Unternehmen mit Sitz im schwedischen Göteborg ein großer Kraftakt. Das muss man erst einmal hinbekommen. Interessanterweise handelt es sich bei den vollelektrischen Polestar 3 und Polestar 4 aber zudem um zwei sehr unterschiedliche Fahrzeuge – freilich mit einer identischen Philosophie: Als elektrische Premiummarke sowohl sportliche Performance und exzellentes Design zusammenzubringen. Mit den jetzt zeitgleich vorgestellten eleganten Oberklasse-SUV Polestar 3 und dem innovativ-designten SUV-Coupé Polestar 4 hat das schwedisch-chinesische Unternehmen jedenfalls nachdrücklich seine Reifeprüfung bewiesen. Den Nutzer*innen wird bei beiden vollelektrischen Modellen bestes schwedisches Design mit viel Innenraum als auch außergewöhnliche Fahrdynamik geboten – je nach unterschiedlichen Nutzungsbedürfnissen kann gewählt werden.

Unterschiedlich außergewöhnlich

Man könnte sagen, mit dem Polestar 3 und Polestar 4 werde das Beste aus ganz unterschiedlichen Sphären zusammengefügt. So stellt für den wegen technischer Probleme später als geplant präsentierten Polestar 3 die schwedische Muttergesellschaft Volvo die Plattform, während der Polestar 4 auf einer vom chinesischen Mehrheitseigner Geely konstruierten Plattform montiert wird. Und wird der Polestar 3 im amerikanischen South Carolina gebaut, kommt der Polestar 4 aus Fabriken in China und Südkorea. So geht es weiter. Selbst die Oberflächen-Architektur der großen Displays in den beiden Fahrgastzellen ist unterschiedlich angelegt. Damit nicht genug, sind auch die Antriebskonzepte unterschiedlich. Beim komfortablen Oberklasse-SUV Polestar 3 setzt das Unternehmen im ruhigeren Reichweitenmodus auf Vorderradantrieb, beim kraftvollen SUV-Coupé Polestar 3 ist es genau umgekehrt. Dort übernimmt der Heckmotor im Reichweitenmodus den Normalbetrieb. Das Fazit ist aber gleich: Auf Ihre jeweils ganz unterschiedliche Weise sind der Polestar 3 und 4 außergewöhnlich gelungene und komfortable Fahrzeuge.

Ist das ein SUV, ein Coupé oder doch eine Limousine? Elegant ist der Polestar 4 auf jeden Fall.

© Foto: Polestar

Ob Polestar3 oder Polestar 4 - bei beiden Modellen werden die Volvo-Wurzeln nicht verschwiegen. Das gilt für das zurückgenommene, elegant-reduzierte schwedische Design als auch für die Sicherheitsarchitektur mit einer Vielzahl von Fahrerassistenz- und Schutzsystemen, die Volvo seit Jahrzehnten entschieden vorangetrieben hat. Keine Wunder: Der kürzlich abgetretene Polestar-Chef Thomas Ingelath war früher schließlich lange Chef-Designer bei Volvo. Hinzu kommt die nachdrückliche Verwendung von nachhaltigen und recycelbaren Materialien, etwa für die Sitzbezüge oder Verkleidungen. Ausdrückliches Ziel ist es, bis 2030 die gesamte Produktion klimaneutral zu gestalten. Aktuell hat der Polestar 4 mit 19,9 Tonnen in der Herstellung den geringsten CO2-Fußabdruck aller Polestar-Modelle.

Und das innovative Unternehmen, das ausschließlich elektrische Fahrzeuge baut, kündigt bereits weitere Modelle an. Mit dem Polestar 5 soll ein elektrischer vier-türiger GT und mit dem Polestar 6, ein elektrischer Roadster, die Produktpalette komplettieren. Von der elektrischen Limousine Polestar 2 wurden nach Unternehmens-Angaben in Deutschland bislang 19.000 Fahrzeuge verkauft.

Polestar 4: Coupé ohne Heckscheibe

Elegant das Auftreten des Polestar 4, dessen selbstbewusstes Design positiv auffällt. Er beeindruckt mit geschlossener Front und den von Volvo übernommenen, aber durch eine waagerechte Trennungslinie neu interpretierten LED-Scheinwerfern, der leicht ansteigenden Seitenlinie mit rahmenlosen Fenstern mit bündiger Verglasung und versenkbaren Türgriffen bis zur schönen Heckpartie. Wie auch beim Polestar 3 fahren die Türgriffe aus, sobald man sich mit dem Schlüssel oder der Keycard nähert. Das nur 1,53 Meter flache SUV-Coupé, montiert auf einer von der chinesischen Muttergesellschaft Geely neu entwickelten Plattform, interpretiert das traditionelle Coupé-Konzept auf ungewöhnliche Weise. Nix da mit abfallender Dachlinie und enger Rückbank. Die Dachlinie verläuft bis hinter die Sitze der zweiten Reihe fast eben und fällt dann erst ab. Dadurch gibt es für die Fond-Passagiere mehr Platz, Kopfhöhe und Komfort durch elektrisch verstellbare Sitze. Zudem haben die Fahrgäste der zweiten Reihe durch die leicht erhöhten Sitze einen sehr guten Blick nach vorne. Verzichtet hat der Polestar 4 dafür auf eine Heckscheibe. Stattdessen gibt es für die Fahrer einen elektronischen Rückspiegel, dessen Kamera auf dem Dach sitzt. Vorteil: Hohe Kopfstützen und schmale Heckfenster beeinträchtigen nicht mehr die Sicht nach hinten; außerdem ist das Sichtfeld größer als bei einem herkömmlichen Rückspiegel. In den normalen Rückspiegel-Modus kann man zwar auch schalten, kann dann aber nur die Fond-Passagiere sehen oder schauen, was die Kinder dort hinten so treiben.

Ein schönes Heck – aber wo ist beim Polestar 4 die Heckscheibe? Oben auf dem Dach sitzt die Rückspiegel-Kamera. 

© Foto: Polestar

Eine clevere Idee, aber gewöhnungsbedürftig, zeigt sich beim Fahrtest, zu dem Polestar eingeladen hatte. Autofahrer mit Fernbrille tun sich anfänglich mit der Adaption schwer, um vom Weitblick nach vorne in Millisekunden auf den Rückspiegel-Bildschirm zu fokussieren. Innerhalb weniger Tage würden sich Nutzer aber daran gewöhnen, betont Polestar.

Großzügig heller Innenraum

Ansonsten zeigt der 4,84 Meter lange Polestar 4 viel SUV-Qualitäten und nutzt den 2,99 Meter langen Radstand für einen großzügigen und durch das serienmäßige Panoramadach sehr lichten Innenraum. Angenehm, dass es unter der Mittelkonsole eine zusätzliche Ablage gibt. Dominiert wird die erste Reihe vom 15,4 Zoll großen, querliegenden Touchscreen, dessen Aufteilung individuell verändert werden kann – etwa um der Navigationskarte mehr Platz zu gönnen. Bei der Software setzt Polestar auf das weiterentwickelte Android Automotive OS-System; das Infotainmentsystem bietet die vielfältigen Google-Dienste wie Google Assistent, Google Maps und Google Play, zusätzlich aber auch Apple CarPlay. Alle Dienste – bei Polestar 3 und 4 – erhalten regelmäßig Over-the-Air-Updates.

Alle wesentlichen Fahrinformationen und Navigationsdaten werden auch auf dem zehn Zoll großen Fahrerdisplay überm Lenkrad angezeigt. Das Headup-Display hat eine pfiffige „Schneemodus“-Funktion. Damit wird die Schriftfarbe verändert, um die Sichtbarkeit bei verschneiter Strecke zu verbessern. Beim Polestar 3 und 4 werden alle Einstellungen für Spiegel oder Lenkrad über das Display-Menü und den Pfeiltasten auf dem Lenkrad eingestellt. Daran muss man sich gewöhnen, und zumindest beim ersten Mal ist es etwas mühsam. Und wer später noch nachjustieren möchte, muss dazu anhalten. Es gibt aber für andere Funktionen, etwa die gewünschte starke Bremswirkung beim one-pedal-drive, auf dem Display eine Schnelltaste. Gleiches gilt für die Lenkung, die in drei Stufen von leicht bis straff eingestellt werden kann.

Kraftpaket

Der Polestar 4 ist ein elektrisches Kraftpaket – egal, ob als Single Motor-Variante mit Hinterradantrieb oder als allradgetriebener Dual Motor Version. Anders als bei Volvo und den anderen Polestar-Modellen, wo bei Tempo 180 abgeregelt wird, ist beim Polestar 4 erst bei 200 kmh Schluss. Der Long Range Dual Motor bringt 400 kW (544 PS) mit einem enormen Anzugsmoment von 686 Newtonmeter auf die Straße; im Performance-Modus ist Tempo 100 in 3,8 Sekunden erreicht. Das haut einen ganz schön in den Sitz. Dabei zeigt der 2,3 Tonnen schwere Wagen, der ein Ladevolumen von 526 bis 1.536 Liter hat, auch auf kurviger Strecke eine sehr gute Straßenlage mit kaum spürbarer Wankneigung. Im Reichweitenmodus wird hingegen bei ruhiger Fahrt der vordere Motor entkoppelt, wenn dessen Kraft nicht benötigt wird. Gut, dass es eine akustische Warnung bei Geschwindigkeitsüberschreitungen gibt – denn dafür reicht bei der Performance-Version schon ein leichter Tritt aufs Fahrpedal. Wer es nicht so rasant haben muss, für den werden wohl auch die 200 kW der Single Motor-Variante ausreichen. Diese Version konnte aber bei der Vorstellung nicht gefahren werden. Mit der Dual Motor-Version, die auf der Testfahrt knapp 18 kWh verbrauchte, sollen 590 Kilometer Reichweite möglich sein. Für den Single Motor, der über einen 200 kW (272 PS) starken Permanentmagnetmotor im Heck verfügt, werden 620 Kilometer Reichweite angegeben. 

Beide Polestar 4-Varianten sind mit einer 100 kWh-Batterie ausgerüstet, die mit bis zu 200 kWH geladen werden können. Die Batterie kann dann in 30 Minuten zu 80 Prozent gefüllt werden, gibt Polestar an.

Kameras für die Bordsteinkante

Der Polestar 4 ist mit einem umfänglichen Sicherheitspaket und zahlreichen Fahrerassistenzsystemen ausgestattet. Serienmäßig ist das Fahrzeug mit insgesamt zwölf Kameras, einem Radar und zwölf Ultraschallsensoren bestückt. Ein Fahrerüberwachungssensor reagiert zudem, wenn Fahrer Zeichen von Müdigkeit oder Fahruntüchtigkeit zeigen. Optional gibt es auch einen erweiterten Pilot Assist mit Spurwechselassistent, der durch das Setzen des Blinkers ausgelöst wird. Praktisch sind die seitlich angebrachten Kameras, die auf dem Touchscreen beim Einparken die Bordsteinkante zeigen.

Polestar 3: Ein SUV der Oberklasse

Ganz klar: Wer viel Wert auf Performance und kraftvolles Fahrvergnügen legt, der ist allerbestens bedient mit dem athletischen Polestar 4 – und bekommt zugleich ein vollwertiges Familienauto. Der Polestar 3 dagegen, noch höher positioniert in Richtung luxuriöser Oberklasse, punktet mit immens viel Raum, hochklassigem Interieur sowie komfortabler Technik. Eine Länge von 4,90 Metern, große Räder, eine hohe Bodenfreiheit von über 20 Zentimeter und massive Schweller an den Seiten lassen den Wagen sehr robust wirken.

Dezente Eleganz. Das querliegende Display lässt beim Polestar 4 den Innenraum breiter wirken.

© Foto: Polestar

Unterstützt wird das sehr aerodynamische Design mit der für einen SUV niedrigen Dachhöhe von 1,61 Metern durch zwei Aero-Wings. Die beiden markanten Flügel an der Front und an der hinteren Dachkante unterstützen nach Angaben von Polestar-Technik-Chef Lutz Stiegler sowohl die Aerodynamik als auch den Anpressdruck in Hinblick auf eine verbesserte Straßenlage. Die einstellbare straffe Lenkung und die serienmäßige adaptive Zweikammer-Luftfederung mit Fahrhöheneinstellung, die alle zwei Millisekunden die Dämpfung elektronisch anpasst, sorgt für ein exquisites Fahrverhalten auch in sehr kurvigem Gelände. Trotzdem betrug der Verbrauch des mehr als 2,5 Tonnen schweren Wagens bei der Testfahrt moderate 18 kWh. 

Reichweite bis 650 Kilometer

Die Polestar 3 Dual Motor Version mit Allradantrieb leistet insgesamt 380 kW (517 PS) mit enormen 840 Nm Drehmoment. Die Single Motor Variante mit Heckantrieb hat 220 kW (299 PS). Bei der Dual Motor Version übernimmt der Frontmotor bei ruhiger Fahrt und zur Energieeinsparung, der Hinterachsmotor wird dann abgekoppelt. Der einstellbare One-Pedal-Drive sorgt für ein flüssiges Gleiten auf der Autobahn, als auch für bequemes Fahren im Stadtverkehr durch selbsttätiges, kräftiges Abbremsen, sobald der Fuß vom Gaspedal geht. Ausgerüstet sind alle Polestar 3 -Varianten mit einem 111 kWh-Batteriepaket; die Reichweiten werden mit 630 bis 650 Kilometer angegeben. Geladen werden kann die Batterie mit bis zu 250 kW - eine leere Batterie ist damit in 30 Minuten zu 80 Prozent gefüllt.

Nur echt mit Aero-Wings am Dachende und an der Front – der 4,9 Meter lange Polestar 3.

© Foto: Polestar

Gegenüber dem Polestar 4 ist das Raumangebot in der zweiten Reihe noch üppiger – und bietet hinten unter anderem eine eigene Klimaregelung. Das Oberklasse-Gefühl wird unterstützt von extrem guten Sitzen, optional mit einstellbaren Sitzwangen und Massage-Funktion. Das Ladevolumen von 481 bis maximal 1.411 Liter ist dagegen eher Mittelklasse.

Gleiche Plattform wie Volvo EX90

Montiert wird der Polestar 3 übrigens auf der gleichen Plattform wie der ebenfalls gerade vorgestellte vollelektrische Volvo EX90. Mit dem hat der Polestar 3 auch im Innenraum vieles gemeinsam: Auch hier steht der zentrale Touchscreen senkrecht – während er im Polestar 4 waagerecht positioniert ist. Und wie im EX90 kann das Handschuhfach nur über den Touchscreen geöffnet werden – was etwas umständlich ist, aber zusätzliche Sicherheit gegen Diebstähle bedeutet. Der EX90 kann wohl auch zu den Konkurrenten des Polestar 3 gerechnet werden, wie ansonsten etwa der Mercedes EQE, Audi Q8 e-tron, BMW iX.

Ausgestattet ist der Polestar 3 mit fünf Radar-Einheiten, fünf Kameras, 12 Ultraschallsensoren. Ein Lidar-Sensor reagiert auch in Dunkelheit oder schlechter Witterung auf weit voraus liegende mögliche Gefahren. Radarsensoren im Innenraum sollen verhindern, wenn Kinder oder Haustiere unbeabsichtigt im Fahrzeug vergessen werden.

Der Einstiegspreis für den Polestar 4 mit Long Range Single Motor beträgt 61.900 Euro, für den Long Range Dual Motor werden 69.900 Euro aufgerufen. Bis Ende November gewährt Polestar einen Preisnachlass von 4.000 Euro. Den Polestar 3 gibt es in der Version Long Range Single Motor ab 78.590 Euro; die Dual Motor-Version kostet 85.590 Euro – auch hier werden 4.000 Euro Rabatt gewährt.

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