zum Hauptinhalt

Politik: … Märchenhaftes passiert

Die Kleinen werden es wahrscheinlich nicht mehr wissen, aber der Wolf, der alte Isegrim, war ja tatsächlich Hunderte von Jahren eifriger Erziehungsberater. „Tu dies, lass das, sonst kommt der Wolf und frisst dich auf“, mit dieser zugegebenermaßen etwas übertriebenen, gleichwohl wirksamen und märchenhaften Formel, konnten Generationen von unbotmäßigen Kindern an die Kandare genommen werden.

Stand:

Die Kleinen werden es wahrscheinlich nicht mehr wissen, aber der Wolf, der alte Isegrim, war ja tatsächlich Hunderte von Jahren eifriger Erziehungsberater. „Tu dies, lass das, sonst kommt der Wolf und frisst dich auf“, mit dieser zugegebenermaßen etwas übertriebenen, gleichwohl wirksamen und märchenhaften Formel, konnten Generationen von unbotmäßigen Kindern an die Kandare genommen werden. Rotkäppchen zum Beispiel oder die sieben Geißlein können ein Lied davon singen. Aber dann ist dem Wolf die erziehungsberatende Funktion abhandengekommen, wohl auch, weil er weitgehend ausgerottet war. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen dem verschwundenen und damit zahnlosen Wolf und der heute so verderbten, komasaufenden Jugend. Aber nun ist er ja wieder da, wurde mehrfach schon gesichtet, aus Polen kommend und noch ein wenig schüchtern. Er könnte wieder wichtig werden, der Wolf, gut denkbar, dass sich die kommende Generation den übergeordneten Sammelbegriff Generation Wolf gibt.

Kinder brauchen nun mal Märchen, das hat vor Jahren bereits der Psychoanalytiker Bruno Bettelheim herausgefunden, und daran hat sich dieser Tage ein Elternpaar aus Uttenweiler in Baden-Württemberg erinnert. Die beiden haben zwei Kinder, vier und sieben Jahre alt. Die mochten wohl nicht recht glauben an den mahnenden Zeigefinger des Märchens und räumten partout ihr Zimmerlein nicht auf. Oh, da war großes Wehklagen im Hause von Uttenweiler, gerade so wie weiland in der armen Kate, in der die Sahne zum Eindicken stand, über die sich die hungrigen Kinder hermachten, so ungestüm, dass der Krug zerbrach. Dann brachten die Eltern Hänsel und Gretel in den Wald.

So auch die grimmigen, möchte man sagen, gestrengen aus Uttenweiler. Nur, dass es dort kein Knusperhäuschen gibt, und die Hex’ mutmaßlich im eigenen Elternhaus wohnt. Auf jeden Fall fanden Spaziergänger die frierenden Kleinen, brachten sie der Polizei, die das Jugendamt einschaltete. Womit die Kinder wohl noch nicht glücklich leben bis ans Ende ihrer Tage, aber wenigstens nicht vom Wolf gefressen wurden.

Sei’s drum, das Märchen als pädagogischer Ratgeber hat eine kleine Renaissance erlebt. Allen Eltern sei aber warnend gesagt: Mitunter hat der Wolf andere Prioritäten und frisst erst einmal die Oma. Vielleicht kann Isegrim mal in Uttenweiler vorbeischauen?uem

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })