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Politik: 209 000 Vertriebene bereits zurück in der Heimat UNHCR: Hilfe für Bedürftige vor Ort inzwischen konsolidiert

GENF . Der Strom der heimkehrenden Kosovo-Albaner wird immer größer: In der vergangenen Woche drängten 209 000 Vertriebene und Flüchtlinge in ihre Heimatortschaften in der südserbischen Provinz zurück.

GENF . Der Strom der heimkehrenden Kosovo-Albaner wird immer größer: In der vergangenen Woche drängten 209 000 Vertriebene und Flüchtlinge in ihre Heimatortschaften in der südserbischen Provinz zurück. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen (UNHCR) in Genf kamen allein am letzten Dienstag 28 000 ethnische Albaner aus Albanien, Mazedonien und Montenegro zurück - trotz heftiger Regenfälle und hoffnungslos verstopfter Straßen.

Den internationalen Hilfsorganisationen macht der neue Exodus, diesmal aus den zeitweiligen Gastländern, zu schaffen: "Das geht uns alles zu schnell", erklärte jetzt der Sprecher des UNHCR, Kris Janowski. Die Kosovo-Albaner seien eindringlich vor dem überstürzten Aufbruch gewarnt worden, da die Gefahr von Minen und nicht explodierten Bomben noch nicht gebannt ist. Wegen der Massenrückkehr falle es den Helfern auch zunehmend schwer, sich der während des Krieges innerhalb vom Kosovo Vertriebenen anzunehmen. Und deren Zahl geht in die Hunderttausende. Allerdings habe das UNHCR "in der zweiten Woche seiner Operationen im Kosovo die Verteilung von Hilfsgütern und Gesundheitsdiensten in der verwüsteten Provinz weiter konsolidiert", wie die UN-Agentur am Mittwoch verbreiten ließ.

Nach dem Ende der Nato-Luftschläge vor knapp zwei Wochen befinden sich noch 567 000 Menschen, die von den Serben mit Gewalt vertrieben worden oder vor den Truppen des jugoslawischen Staatschefs Milosevic geflohen waren, in den Flüchtlingscamps. In Albanien harren 319 000 Kosovaren ihrer Rückkehr, in Mazedonien warten rund 158 000 Menschen, in der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro sind es noch 68 000. Von Bosnien-Herzegowina aus wollen sich knapp 22 000 ethnische Albaner auf den Heimweg machen. Nach den ursprünglichen Voraussagen des UNHCR sollte die geordnete Rückkehr erst am Ende der nächsten Woche einsetzen. Das hatte der Vize-Chef des UNHCR, Soren Jessen-Petersen, am Freitag in der vergangenen Woche nach seiner Rückkehr aus der Balkanregion in Genf mitgeteilt. Dann würde "alles sehr, sehr schnell" gehen können.

Nach Zählungen des UNHCR haben fast zeitgleich rund 70 000, nach anderen UN-Schätzungen mehr als die Hälfte der Angehörigen der serbischen Kosovo-Minderheit, der Provinz den Rücken gekehrt - aus Angst vor Racheakten der zurückkehrenden Albaner.

JAN DIRK HEBERMANN

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